Krimi Â»...und aus bist du« aus der Reihe ›Blue Light Berlin‹ von Nika Lubitsch

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti



Als die Hauptkommissare Claudia Westermann und Robert W. Robinson in eine Neuköllner Hinterhofwohnung gerufen werden, ahnen sie nicht, dass der Fall zu einer großen Herausforderung für die Berliner Mordkommission werden und sogar ihr Leben für immer verändern wird.
Ein Familienstreit wurde von dem erwachsenen Sohn Denis mit dem Messer beendet. Sein Stiefvater stirbt im Rettungswagen, seine Mutter wird schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Denis gelingt die Flucht, bevor die Polizei eintrifft. Von Céline, der zehnjährigen Tochter des Opfers, fehlt jede Spur.
Für Denis scheinen in dieser schwülen Freitagnacht alle Albträume wahr zu werden, er befürchtet, dass seine kleine Schwester entführt wurde. Obwohl nach ihm gefahndet wird, bittet er die Ermittler der Berliner Mordkommission um Hilfe. Doch nicht nur die Berliner Polizei, auch Célines Freunde machen sich auf die Suche - ohne zu ahnen, dass sie dadurch einem Kindermörder gefährlich nahe kommen.
Mitautor von Blue Light Berlin ist Michael Hellmann, der viele Jahre bei einer Berliner Mordkommission ermittelt hat.



Rezension:


Ein fesselnder, sozialkritischer Beginn einer neuen Krimireihe, die zum Nachdenken anregt



Das war mal ein völlig anderer Roman aus der Feder von Nika Lubitsch. Das Zusammenspiel mit Michael Hellmann finde ich sehr gut gelungen.
Ein sehr interessanter Plot, Spannung von Beginn an sowie ein fesselnder und flüssiger Schreibstil machen diesen Krimi zu einer runden Sache. Die unterschiedlichen Blickwinkel und Betrachtungsweisen tragen ebenfalls zu einer gelungenen Unterhaltung bei.


Das Lokalkolorit eines der sozialen Brennpunkte Berlins, des nicht gerade unproblematischen Bezirks Neukölln haben die Autoren sehr anschaulich und äußerst lebendig gezeichnet. In den Berliner Dialekt bin ich schnell wieder reingekommen. Hilfreich war dabei sicherlich auch, dass ich fünf Jahre in der Nähe von Berlin gelebt habe.


Die Protagonisten gehören eher dem unteren Ende der sozialen Leiter an, dennoch wirken sie auf mich weder asozial noch abstoßend. Ganz im Gegenteil - sie waren mir auf Anhieb ausgesprochen sympathisch, besonders Denis, Irma und nicht zu vergessen, Agathe. Die Charaktere wirken durch die entsprechenden Erzählungen und Dialoge sehr authentisch.


Die Kriminaler Claudia und Double-u wachsen einen durch ihre Menschlichkeit ebenfalls gleich ans Herz. Den oftmals harten Ermittlungsalltag haben die Autoren sehr plastisch dargestellt. Die Knüppel, die den Beamten - auch von oben - oftmals zwischen die Beine geworfen werden, sind schon sehr frustrierend. Dass sie dennoch Gefühle nicht nur empfinden, sondern auch zeigen, macht sie ausgesprochen liebenswert.


Die Polizisten werden in diesem Buch nicht - wie man das häufig in Filmen sieht - zu Superhelden hochstilisiert. Sie sind Menschen mit Stärken und Schwächen und natürlich Bedürfnissen. Auch das kritische Hinterfragen des Systems hat mir gut gefallen. Gerade den Frust von Double-u kann ich gut verstehen. Auf der anderen Seite bin ich allerdings eher eine Verfechterin des persönlichen Datenschutzes.


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