Ist Literatur wichtig, für die Entwicklung der/einer Gesellschaft?

Heinerich

Alter Leser
Oder ist Literatur "nur" Unterhaltung?


Eine Fragestellung, die mich immer noch und wieder beschäftigt.
Selbst das "harmlose" Thema hier, "Jeff Bezos ist der neue Dagobert Duck", läßt mich darüber nachdenken.
Oder der Austausch, im Nachbarforum, über "Klassiker", in dem auch mal kurz über "Hochliteratur" (prodesse = lehren) und "Populär- bzw. Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur" (delectare = erfreuen/unterhalten) nachgedacht wurde.


"Machthaber" haben Bücher verfolgt und verbrannt, um Inhalte nicht mehr zugänglich zu machen. Bradbury entwirft, in Fahrenheit 451", eine Gesellschaft, in der Bücher ganz verboten sind, weil sie dazu anregen, selbst zu denken und dies die bestehende (Konsum-)Gesellschaft destabilisiert.


Ich selbst bin der Ansicht, dass Literatur notwendig ist, damit (auch alternative) Ideen, in eine erdachte Umgebung transferiert werden. Insbesondere "Science Fiction"-Autoren haben immer auch versucht, etwas mehr auszusagen, als die bloße unterhaltende Geschichte. Die Zensur, in den Staaten des Warschauer Paktes, waren da "auf der Hut", ob nicht "nebenher" noch unerwünschtes mitgeliefert wurde.


Wie seht ihr das?
 

Minerva

New member
Erstmal ist das eine wirklich spannende Frage!


Spontan würde ich sagen, ja, sie ist sehr wichtig. Denn meiner Ansicht nach bietet Literatur die Möglichkeit der geistigen Entfaltung (ich hoffe, es ist klar, was ich damit meine), fördert die Vorstellungskraft und bringt einem auch mitunter viele Dinge nahe, auf die man im Alltag nicht gestoßen wäre.


In der Geschichte hat der Buchdruck und die Zugänglichkeit vieler Menschen zur Literatur große Veränderungen hervorgerufen. Auch die von Dir bereits erwähnte Bücherverbrennung war ja ein Mittel, um gegen die Verbreitung von Wissen im Allgemeinen oder Speziellen vorzugehen.


Was das Genre angeht oder die Art der Literatur, so denke ich, dass bereits jegliches Lesen dazu beiträgt, selbst innere Welten zu erschaffen, statt sich von vorgefertigten Dingen wie in Filmen bspw. berieseln zu lassen. Dieser Vorgang findet ja bei allen Büchern statt und sollte auch Beachtung finden. Darüber hinaus kann die entsprechende Literatur natürlich auch Wissen vermitteln, Denkanstöße liefern, auf Missstände hinweisen oder auch aufzeigen, dass überhaupt etwas nicht richtig ist, dessen sich die Betroffenen bis dato nicht bewusst waren.


Vielleicht kann ich mich später ohne Kopfschmerzen noch etwas klarer ausdrücken und einbringen, aber diese Gedankengänge wollten sofort raus, bevor sie mir entfallen wären
:cool:
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Das Eintauchen in andere Welten und Dimensionen mit allen Sinnen ist jedes Mal aufs Neue ein fantastischer Genuss für meine Sinne. Der Verstand wird gefordert und auch die Emotionen kommen nicht zu kurz. Es gibt für mich im geistigen Bereich nur wenig Schöneres, als das Kopfkino so richtig auf Hochtouren zu bringen.


Beim Lesen bin ich nicht nur ›Zuschauerin‹, sondern auch Schauspielerin, Regisseurin, Produduzentin, Kulissenbauerin, Beleuchterin, etc. in Personalunion.
Ich lache und weine mit den Protagonisten, freue mich mit ihnen oder bin wütend und rege mich zusammen mit ihnen auf. Gemeinsam grübeln wir über anstehende Probleme und suchen nach Lösungen.


Wie man den vorherigen Zeilen entnehmen kann, bin ich beim Lesen ausgesprochen aktiv - im Gegensatz zum TV schauen, bei dem ich ›nur‹ konsumierte. Jede Aktivität fordert mich also - in diesem Fall geistig. Bei mir hat das Lesen bspw. in erster Linie dazu beigetragen, dass ich unsere Sprache gut beherrsche, aber mir auch andere Sichtweisen und tiefere Einsichten ermöglicht.


Auch für mich ist die Art der Literatur nicht maßgeblich. Wichtig finde ich, dass man überhaupt liest.


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flups

New member
Ich denke, Literatur ist wichtig, Kunst ist notwendig. Gäbe es Literatur nicht, könnte sie m.E. durch andere Kunstformen substituiert werden. Da du schon das Beispiel Ray Bradbury nennst: Was haben denn die Menschen gemacht, um dem System zu trotzen? Sie haben sich auf die uralten mündlichen Überlieferungen zurück besonnen, die es schon gab, lange bevor der Mensch das Schreiben lernte.


Literatur nimmt aber aus meiner Sicht in unserer Gesellschaft eine übergeordnete Stellung ein. Damit will ich nicht sagen, dass Literatur wichtiger ist, sondern zugänglicher. Jeder Mensch lernt (hoffentlich) Lesen und Schreiben, aber Musizieren, Malen, Bildhauern oder jede andere Kunstform, das ist sehr individuell. Literatur ist also die Kunstform, die sie die Mehrzahl noch am ehesten erschließen können.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
flups, das liegt meiner Ansicht nach zum großen Teil sicher daran, dass jeder nicht ganz dumme oder anderweitig beeinträchtigte Mensch lesen und schreiben durch Übung und Wiederholung lernen kann. Zum Musizieren, Malen, Bildhauern, Tanzen und anderen Künsten bedarf es jedoch eines gewissen Talents, damit nicht schon von Beginn an jegliche Motivation flöten geht.
 

flups

New member
flups, das liegt meiner Ansicht nach zum großen Teil sicher daran, dass jeder nicht ganz dumme oder anderweitig beeinträchtigte Mensch lesen und schreiben durch Übung und Wiederholung lernen kann. Zum Musizieren, Malen, Bildhauern, Tanzen und anderen Künsten bedarf es jedoch eines gewissen Talents, damit nicht schon von Beginn an jegliche Motivation flöten geht.
Also ich habe schon Leute tanzen gesehen, die konnten das so offensichtlich nicht, aber hatten jede Menge Spaß dabei. Ihre Tanzpartnerin eher nicht [emoji9]


Ich denke das liegt auch daran, dass Schrift unsere Sprache wiedergibt. Es ist also schon etwas vertrautes "nur" in anderer Form. Gehörlose haben es ja auch nachweislich schwerer, Lesen und Schreiben zu lernen, als hörende.


Und Geschichten, egal ob geschrieben oder mündliche vorgetragen, gibt es in allen Kulturen.
 

camilla01

New member
Also ich finde, es bestimmt ohne Zweifel einen intellektuellen Unterschied zwischen den Leuten, die sich mit Büchern beschäftigen und denjenigen, die sich weigern nur eine Zeile zu lesen.
 
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