Sachbuch Bücherdämmerung

passionelibro

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Darüber schreiben neun Autoren – wie wird die Zukunft unserer Bücher aussehen? Gedruckt oder digital oder beides? Ist das Kulturgut Buch in Gefahr durch die Digitalisierung und den Fortschritt und was wird aus den Buchhandlungen, wie reagieren die Verlage (und Leser) auf Selfpublishing? Wird sich das Lesen verändern aufgrund neuer Lesemöglichkeiten und was lösen Social Media aus?


Viele Fragen, unterschiedliche Aspekte und unterschiedliche Meinungen – darüber informiert das Buch „Bücherdämmerung“ von Detlef Bluhm bei Lambert Schneider herausgeben, und spricht damit vor allem ein Fachpublikum an. Die neun Autoren liefern Denkanstöße und vertreten ihre Auffassung – es bleibt beim Leser seine eigene Meinung zu den verschiedenen Themen zu bilden und zu schauen, in wie weit sie zutreffen wird oder eben nicht.


Letztendlich kann keiner sagen, wie es in der Bücherlandschaft weitergehen wird. Die technischen Entwicklungen sind enorm und schnelllebig, die Leserschaft ist gespalten, das Urheberrecht gefährdet, Selfpublishing ist hochaktuell, die Qualität der Veröffentlichungen lässt oftmals zu wünschen übrig.


Die Texte sind zum Teil sehr anspruchsvoll, daher ist das Buch keine leichte Lektüre, aber auf jeden Fall lohnenswert für alle, die sich mit Büchern beschäftigen und mit ihrer Zukunft. Oftmals wurden andere Bücher angesprochen – hier wäre ein Verzeichnis am Ende des Buches sicher hilfreich und informativ gewesen.


Fazit: Ein sehr interessantes Buch, das zum Nachdenken anregt - für Alle, die sich für die Welt der Bücher interessieren 😉

 

skreutzer

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Es geht schon damit los, dass es davon kein DRM-freies EPUB gibt, sodass ich mir das Buch gedruckt kaufen musste, und das 2014 bei einem Buch über die Zukunft des Buches!
 
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Krimimimi

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Es geht schon damit los, dass es davon kein DRM-freies EPUB gibt, sodass ich mir das Buch gedruckt kaufen musste, und das 2014 bei einem Buch über die Zukunft des Buches!

Wird zu dem Thema Kopierschutz denn in diesem Buch irgendetwas geäußert, z.B. ob Ebooks ohne Kopierschutz eine bessere Chance einräumt wird, oder ob Kopierschutz in Zukunft ein \"must- have\" bleibt?


Mein Eindruck ist, dass Autoren/Verlage meist eine sehr gegensätzlich Meinung zum Thema Kopierschutz haben als die Leser.
 

passionelibro

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Wird zu dem Thema Kopierschutz denn in diesem Buch irgendetwas geäußert, z.B. ob Ebooks ohne Kopierschutz eine bessere Chance einräumt wird, oder ob Kopierschutz in Zukunft ein \"must- have\" bleibt?


Mein Eindruck ist, dass Autoren/Verlage meist eine sehr gegensätzlich Meinung zum Thema Kopierschutz haben als die Leser.

Das glaube ich auch, dass die Meinungen da sehr auseinandergehen ...


Ich kann mich - ehrlich gesagt - nicht mehr erinnern, ob und wenn was darüber vorkommt, da eben jedes Kapitel von einem anderen Thema handelt, eine andere Meinung ist, da es ein anderer geschrieben hat. Muss bei Gelegenheit nochmal reinschauen!
 

skreutzer

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So, ich habe das Buch zu diesem Anlass nochmal gelesen, was unterwegs sehr unbequem war, weil ich keine dedizierte Aufmerksamkeit darauf verwenden wollte. Man muss dazu sagen, dass die Autoren überwiegend mehr oder weniger in der Buchbranche zuhause sind und es sich nicht etwa um die Überlegungen von Digitalvisionären handelt, obwohl das Buch diesen Eindruck vielleicht vermitteln will. Das Thema DRM wird nur ein einziges Mal, nämlich auf Seite 112, erwähnt und dort, wie könnte es anders sein, ausgerechnet von
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, der von Haus aus mit den praktischen Aspekten der Zukunft der Buchkultur beschäftigt ist. Allerdings führt Herr Oppmann das Adobe-DRM lediglich an als Glied in der Kette der umständlichen, händischen Beschaffung eines E-Books mit der Bemerkung, dass Kunden ja integrierte Systeme bevorzugen und an der Stelle wohl das integrierte Amazon-DRM als Positiv-Beispiel zu sehen sein soll.


Bemerkenswert auch, wie all die anderen Autoren das Thema aussparen und umschiffen, wo doch selbst der Herausgeber Detlef Bluhm, seines Zeichens Geschäftsführer des Börsenvereins in Berlin-Brandenburg, im Vorwort auf Seite 8 einen Text von Stanislaw Lem dem Werk voranstellt, wo Bücher in kleinen Kristallen für ein Opton-Lesegerät in der Buchhandlung erworben werden, und zwar 300 Stück in einem einzigen Ladenbesuch. Die Vorstellung davon ist recht vielsagend in verschiedener Hinsicht, weil sie das ungelöste Entlohnungs- und DRM-Dilemma enthält, technisch aber 1:1 mit den heutigen Zuständen deckungsgleich ist.


Darüber hinaus habe ich mich ein zweites Mal über den Text „Urheberrecht – Von Eigentum und Diebstahl“ von Jan Hegemann geärgert, weil er eine Bestandsaufnahme des Urheberrechts darstellt, wie es in prä-digitaler Zeit funktionierte, zu den dringend nötigen Reformen aber nichts sagt und sich stattdessen auf Nebenschauplätze begibt, wo die eine andere Anpassung vorgenommen werden könnte oder auch nicht. Dass eine Auseinandersetzung damit, ob das Konzept von Eigentum an immateriellen Gütern überhaupt sinnvoll und anwendbar ist (von Nebenschauplätzen wie dem Erstveröffentlichungsrecht o.ä. abgesehen), komplett fehlt, die berechtigten Interessen der Gesellschaft überhaupt nicht dargestellt werden oder die immensen Schäden für Wirtschaft und Kultur nicht erwähnt werden, versteht sich von selbst, Herr Hegemann ist schließlich Anwalt für Urheberrechtsfragen.


Ganz tendenziell werden in dem Buch eher zukünftige Entwicklungen in den Bereichen des Nutzerverhaltens, des technischen Fortschrittes, neuer Erzählformen usw. beleuchtet, die Beschäftigung mit den Grundsätzen der Digitalität und die sich daraus ergebenden Folgen für die Buchkultur finden sich nur dahingehend, dass statistisch eine Verdrängung angenommen wird, Alternativvorschläge sucht man leider vergeblich.


Es gibt auch ein
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, wo aber keine inhaltliche Debatte stattfinden kann, weil der Buchtext fehlt.


Falls jemand das Buch lesen möchte, ich verleihe mein Exemplar (Porto trage ich). Es sind ein paar gute Anregungen drin, welche Ausrichtung man im Umgang mit Texten nehmen kann. Detlef Bluhms Beschreibung seiner Buchhandlung im Jahr 2020 geht z.B. in eine ganz spannende Richtung.
 
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