beedaddy
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Klappentext schrieb:Felix Huby, der Erfinder von Bienzle und Schimanski, Autor von mindestens 700 Drehbüchern für Film und Fernsehen, hat sein persönlichstes Buch geschrieben.
Dies ist die Geschichte des jungen Christian Ebinger, seiner Familie und eines kleinen Dorfes in der Nähe von Tübingen. Drei Jahrzehnte deutscher Geschichte lässt der Autor Revue passieren, von den schweren Zeiten gleich nach dem Krieg bis in die Sechzigerjahre. Das Buch handelt von Kriegsheimkehrern, Mitläufern und Bekehrten, aber auch von einer Zeit, die unglaublich spannend und lebendig war, die sich für Christian, des Autors Alter Ego, wie ein einziges großes Abenteuer anfühlt. Ein großes Sittengemälde dieser jungen Bundesrepublik und ein großer Erzähler, dessen Roman geradezu nach Verfilmung schreit.
In diesem autofiktionalen Roman folgen wir Felix Hubys Alter Ego Christian Ebinger durch die letzten Kriegs-, vor aller aber durch die Nachkriegsjahre. Der Autor schafft es, dem Leser diese Zeit nahe zu bringen. Eindrucksvoll schildert er die Schicksale einiger Kriegsheimkehrer, die sich – teilweise traumatisiert – kaum mehr in der Gesellschaft zurechtfinden können. Hauptthema des Romans ist jedoch der Werdegang von Christian Ebinger, mit dem man teilweise mitleidet (z.B. in seiner Bundeswehrzeit), über den man sich aber auch mal kräftig ärgert (z.B. bei seiner Abiturprüfung).
Eine Szene ist mir lebhaft in Erinnerung geblieben: Als Christian, damals noch ein kleiner Bub, einmal ein lange ersehntes Care-Paket von der Verwandtschaft aus den USA bekam, war darin u. a. auch ein ledriges, zusammengefaltetes Etwas, das eigentlich nur der lange gewünschte Fußball sein konnte. Die Kinder damals mussten nämlich oft mit einer Schweinsblase kicken, weil eben keiner einen richtigen Fußball hatte. Fest davon überzeugt, den Fußball, den man nur noch aufpumpen muss, in den Händen zu halten (und dafür von den anderen Kindern selbst bald auf Händen getragen zu werden) rannte er zu dem Bolzplatz. Durch die schnell herbeigeholte Luftpumpe war aber schnell klar, dass es sich um einen American Football handelte. Die Enttäuschung war groß â€“ ebenso wie die Häme der anderen Buben.
Hauptschauplatz ist übringens ein Ort namens Fleckenhausen, der jedoch nichts anderes ist als der Heimatort des Autors, nämlich Dettenhausen (Landkreis Tübingen). Für mich sehr interessant, da es nicht sehr weit von meinem Wohnort entfernt liegt. Und die Mentalität der "Fleckenhausener" ist doch leicht übertragbar auf andere Dörfer. Wer des Schwäbischen nicht mächtig ist, der tut sich vielleicht beim ein oder anderen der zahlreichen, in Mundart gehaltenen Sätze, etwas schwer. Mir hat das jedoch ausgesprochen gut gefallen.
Eigentlich habe ich zu dem Buch (E-Book), das schon länger auf meinem virtuellen SuB lag, nur wegen einer Veranstaltung mit dem Autor gegriffen. Man will ja vorbereitet sein. Darüber bin ich nun sehr froh. Es gibt noch zwei Folgebände "Lehrjahre" und "Spiegeljahre" (die ich jedoch noch nicht gelesen habe).