Romane Robert Harris - Die Cicero-Trilogie [Imperium] [Titan] [Dictator]

PeterHadTrapp

Käferfahrer
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Robert Harris erzählt das Leben des Marcus Tullius Cicero in drei toll erzählten Bänden zu jeweils etwa 400 Seiten.


Der erste Band "Imperium" steigt in Ciceros Geschichte ein, als dieser noch ein junger Mann ist. Als "homo novus" hat er keine Ahnenreihe aus alten Patriziern vorzuweisen. Er möchte aber im politischen Rom Karriere machen, dazu ist der Beruf des Rechtsanwaltes der ideale Einstieg. Cicero muss aber zunächst an seinem Auftreten und seinen Fähigkeiten frei zu sprechen, arbeiten. Er besucht eine berühmte Rednerschule, wird ein herausragender Redner. Diese Fähigkeit verhilft ihm bald zu einer gewissen Berühmtheit als Anwalt und schon bald bekommt er die Gelegenheit sich an einem aufsehenerregenden Fall um einen Prominenten Straftäter zu beweisen. Von da an nimmt sein Leben einen anderen Verlauf.


In "Titan" schlägt der erfolgreiche Rechtsanwalt Cicero, der inzwischen als der größte Redner Roms gilt, eine politische Laufbahn ein. Er bewirbt sich um das Amt des Konsuls und hat während seines Aufstieges mit verschiedenen Gegnern, Vorurteilen und politischen Seilschaften zu kämpfen. Unter anderem beginnt der Stern eines gewissen Gaius Julius Cäser aufzugehen und Cicero gerät in eine Rivalität mit diesem. Dabei kommt er zwischen die Mühlsteine konkurrierender Interessengruppen und kann sich nicht immer ohne eigene Blessuren davonzutragen positionieren. Als es gilt einen ernsthaften Versuch des Staatstreichs abzuwehren, setzt er sich an die Spitze der Bewegung und erringt zunächst den Sieg für de weiterbestand der Demokratie, zahlt aber am Ende einen hohen Preis dafür.


"Dictator" lässt uns miterleben wie Cicero nach fast zwei Jahren der Abwesenheit in sein geliebtes Rom zurückkehrt und sich damit arrangieren muss, dass die Demokratie nur noch eine weitgehend sinnentleerte Hülse ist. Die Machtverhältnisse haben sich völlig verändert, Julius Cäsar, Pompeius Magnus und Crassus herrschen in Form des berühmten Triumvirates über Rom und die Provinzen. Cicero versucht seinen Platz zu finden und neu zu definieren, was nicht einfach ist, weil sich auch die Kräfteverhältnisse zwischen den großen Drei ständig verändern und sich im Dreierbündnis deutliche Risse auftun.


Die Geschichte wird uns von Ciceros Sekretär Tiro in der Ich-Erzähler-Perspektive berichtet. Tiro hat wirklich existiert und die dem Buch zugrunde gelegte Biographie Ciceros tatsächlich verfasst, leider ist diese verloren gegangen.


Robert Harris hält sich wie in all seinen historischen Romanen soweit es möglich war an die geschichtlichen Wahrheiten, hat aber dazwischen natürlich breiten Raum für seine Ideen und Vorstellungen. Die drei Bände sind fesselnd und unterhaltsam geschrieben, das alte Rom wird für den Leser in einer seiner spannendsten Epochen lebendig und lässt uns auf beeindruckende Weise miterleben, wie von machthungrigen und skrupellosen Politikern eine Art diktatorische Oligarchie geschaffen wird. Die Demokratie wird dabei nur als Trittbrett genutzt und die Grenzen zwischen den "Guten" und den "Bösen" verlaufen sehr fließend. Das macht die Reihe in meinen Augen besonders wertvoll. Keine platten Schemata, sondern Figuren, die sich entwickeln, mit sich ringen und je nach Lage der Dinge mal für die eine oder die andere Seite entscheiden. Daneben gibt es eine Menge Geschichtsauffrischung und einen Blick auf ein zusehends der Erosion preisgegebenes "demokratisches" System, das von seinen Protagonisten von innen heraus zerstört wird. Neben der tollen und lehrreichen Unterhaltung, die die Bücher mir geboten haben, hat mich gerade dieser Blick auf die der Zerstörung preisgegebene Demokratie auch sehr nachdenklich zurückgelassen.


Absolute Leseempfehlung für LeserInnen, die gerne in vergangene Zeiten eintauchen, Freude an schöner Sprache in gut geschriebenen Büchern haben und die auch einen Nerv für Spannung ohne Action haben.


Gruß Peter
 
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H

hamlok

Guest
Danke für die ausführliche Beschreibung.


Ich habe den Autor auch seit ein paar Wochen auf dem Schirm, werde aber vermutlich erstmal mit einem seiner anderen Werke beginnen und schauen, ob es etwas für mich ist. Unsere Onleihe hat da eine ganz gute Auswahl.
 

PeterHadTrapp

Käferfahrer
Da würde ich Dir zu "Vaterland" raten. Das war das Buch, durch das ich Robert Harris entdeckt habe.
Ich hatte totale Vorbehalte gegen diese Werk, weil ich die Idee für "hanebüchenen Schmarrn" hielt. Aber dann war es ganz anders ... das Buch hat mich sehr beeindruckt und auch nachdenklich gemacht. Nebenbei war mir dann auch klar geworden, dass der Mann toll schreibt.
 
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Blondi

Bökerworm
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Ich habe von Robert Harris:
Intrige
gelesen.
Der Roman hatte alles das, was ein guter Thriller braucht.
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littlePanda

Bücherjunkie
Da würde ich Dir zu "Vaterland" raten. Das war das Buch, durch das ich Robert Harris entdeckt habe.
Ich hatte totale Vorbehalte gegen diese Werk, weil ich die Idee für "hanebüchenen Schmarrn" hielt. Aber dann war es ganz anders ... das Buch hat mich sehr beeindruckt und auch nachdenklich gemacht. Nebenbei war mir dann auch klar geworden, dass der Mann toll schreibt.



Vaterland hat mir auch sehr gut gefallen. Die Cicero Bücher habe ich auf meinem Wunschzettel.
 

Ethelwen

New member
Vielen Dank für die ausführliche Vorstellung. Die drei Romane interessieren mich auch sehr. "Imperium" hab ich in meiner Onleihe gefunden und gleich mal vorgemerkt!


"Vaterland" klingt auch interessant, aber erstmal werde ich mich dem Römer widmen 😉
 

Heinerich

Alter Leser
Danke für Deine Vorstellung, Peter!
Kannst Du etwas über die Authentizität der Person Cicero schreiben? D.h., ob die Romane mit der realen Geschichte, an den wichtigen Punkten, überinstimmen?
Die Werbeversprechen, historische Romane würden die wichtigen Entwicklungspunkte beibehalten, stimmen ja nun (leider) nicht immer.
 

PeterHadTrapp

Käferfahrer
Ohne jetzt alles recherchiert zu haben ...
würde ich behaupten, dass alles was historisch nachweisbar und überliefert ist, auch in den Romanen so stimmt. Die Biographie und der Lebensweg Ciceros stimmt ganz sicher, dafür gibt Robert Harris auch in seinen Klappentexten sein Wort!
Was den Charakter und die Persönlichkeitsausprägung Ciceros angeht, ist Harris vermutlich darauf angewiesen, aus den Überlieferungen zurückzuschließen, denn es wurden wohl eher keine Emotionen überliefert. Aber das kann so jemand dann sicher ganz gut ...
 
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flups

New member
Danke für den Tipp. Habe gestern mit Imperium angefangen. Gut gefällt mir, dass sich Harris nicht auf eine Seite schlägt. Cicero wird mit Licht und Schatten beschrieben. Das ist ganz anders als z.B. bei Gisbert Haefs, der seine Sympathie für seine Protagonisten nur schwer verbergen kann.
 
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