Marrella
Fossil
Hominids, Humans & Hybrids
Vor 40.000 Jahren (nach heutigem Kenntnisstand) starben die Neandertaler aus, der Grund hierfür ist nach wie vor umstritten. Wie würde die Welt aussehen, wenn der umgekehrte Fall eingetreten wäre, wenn nicht die Neandertaler, sondern wir selbst, Homo sapiens sapiens, vor 40.000 Jahren ausgestorben wären? Robert J. Sawyer hat in seiner Trilogie ein faszinierendes \"Was-wäre-wenn-Szenario\" entworfen, doch er geht noch weiter. Ausgehend von der Viele-Welten-Theorie der Quantenmechanik legt er eine Parallelwelt-Geschichte vor, in der beide Varianten Realität sind, und nicht nur das: Durch ein schief gegangenes Experiment mit einem Quantencomputer auf der Seite der Neandertaler öffnet sich ein Riss zwischen deren Erde und unserer eigenen, durch den der Physiker Ponter Boddit auf die andere Seite gerät.
Die Geschichte beginnt in der uns bekannten Welt im Neutrino-Observatorium in Sudbury, Ontario: In einem mit schwerem Wasser gefüllten Tank taucht plötzlich ein Mann auf, der mit Mühe und Not vor dem Ertrinken gerettet wird. Niemand hat ihn je zuvor gesehen, keiner der anwesenden Wissenschaftler kann sich erklären, wie er dort hineingeraten sein könnte. Der Unbekannte trägt merkwürdige Kleidung und hat ein rätselhaftes Implantat im Unterarm. Aufgrund einer Kopfverletzung wird er geröntgt, wobei seine für Neandertaler typische Schädelform auffällt.
Man beschließt, die Genetikerin Mary Vaughn ins Boot zu holen, die bereits mit der DNA von Neandertalern gearbeitet hat und eine Kapazität auf ihrem Gebiet ist. Obwohl sie es selbst nicht recht glauben will, bestätigt sie, dass es sich bei dem Fremden um einen echten, lebenden Neandertaler handelt.
Der Erstkontakt mit einer anderen intelligenten Menschheit ist hergestellt. Die Verwicklungen, die sich daraus ergeben, füllen drei Bücher, wobei man Hominids als in sich abgeschlossenen Roman lesen kann. Bei den beiden Folgebänden ist das etwas schwieriger, sie bauen stark auf den Ereignissen in Hominids auf. Der Kulturschock, den Ponter in unserer Welt erleidet, die ihm fremd und unverständlich erscheint, findet in Humans ein Echo, als Mary die Welt der Neandertaler besucht, nachdem es gelungen ist, eine dauerhafte Verbindung zwischen den Welten herzustellen. Beide Seiten senden ihre Botschafter aus, um einerseits ein freundschaftliches Klima zu schaffen, andererseits, um einen Austausch der gegenseitigen kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften zu etablieren.
In Sawyers Büchern geht es oft um grundlegende Fragen des menschlichen Daseins: Warum sind wir hier, welche Werte - kulturell, spirituell, wissenschaftlich - sind in einer Gesellschaft die wichtigsten? Das mag alles recht philosophisch anmuten, und so ist es irgendwo auch. Die Handlung kommt mit relativ wenig Action aus, aber es muss nicht immer Action sein. Ich fand es interessant, wie unterschiedlich zwei Charaktere denselben Sachverhalt beurteilen können - Ponter sieht seine Welt zum Beispiel als eine Art Utopia, in der es kein Verbrechen (mehr) gibt und die Menschen verantwortlich mit ihrer Umwelt umgehen. Der Preis, den sie dafür bezahlen, ist in Marys Augen jedoch zu hoch: Für sie ist die Welt der Neandertaler eher einem totalitären Staat vergleichbar, der alles überwacht und den Leser bisweilen an George Orwells 1984 erinnert. Privatsphäre im Austausch gegen eine saubere Umwelt und die Sicherheit, auch in tiefster Dunkelheit ohne Sorge auf die Straße gehen zu können? Dagegen steht der Glaube an ein Leben nach dem Tod, der es in Ponters Augen den Menschen leicht macht, im Hier und Jetzt weniger sorgsam mit ihrer Umwelt umzugehen.
Letztendlich geht es in dieser Trilogie darum, wie zwei Menschen, die aus völlig unterschiedlichen Kulturen stammen, trotzdem zueinander finden können und im Endeffekt versuchen, etwas zu verändern, und sei es nur in ihrem eigenen Leben. Es sind die Figuren, die diese Geschichte in meinen Augen so lesenswert machen, dass ich immer wieder Zeit mit ihnen verbringen möchte.
Vor 40.000 Jahren (nach heutigem Kenntnisstand) starben die Neandertaler aus, der Grund hierfür ist nach wie vor umstritten. Wie würde die Welt aussehen, wenn der umgekehrte Fall eingetreten wäre, wenn nicht die Neandertaler, sondern wir selbst, Homo sapiens sapiens, vor 40.000 Jahren ausgestorben wären? Robert J. Sawyer hat in seiner Trilogie ein faszinierendes \"Was-wäre-wenn-Szenario\" entworfen, doch er geht noch weiter. Ausgehend von der Viele-Welten-Theorie der Quantenmechanik legt er eine Parallelwelt-Geschichte vor, in der beide Varianten Realität sind, und nicht nur das: Durch ein schief gegangenes Experiment mit einem Quantencomputer auf der Seite der Neandertaler öffnet sich ein Riss zwischen deren Erde und unserer eigenen, durch den der Physiker Ponter Boddit auf die andere Seite gerät.
Die Geschichte beginnt in der uns bekannten Welt im Neutrino-Observatorium in Sudbury, Ontario: In einem mit schwerem Wasser gefüllten Tank taucht plötzlich ein Mann auf, der mit Mühe und Not vor dem Ertrinken gerettet wird. Niemand hat ihn je zuvor gesehen, keiner der anwesenden Wissenschaftler kann sich erklären, wie er dort hineingeraten sein könnte. Der Unbekannte trägt merkwürdige Kleidung und hat ein rätselhaftes Implantat im Unterarm. Aufgrund einer Kopfverletzung wird er geröntgt, wobei seine für Neandertaler typische Schädelform auffällt.
Man beschließt, die Genetikerin Mary Vaughn ins Boot zu holen, die bereits mit der DNA von Neandertalern gearbeitet hat und eine Kapazität auf ihrem Gebiet ist. Obwohl sie es selbst nicht recht glauben will, bestätigt sie, dass es sich bei dem Fremden um einen echten, lebenden Neandertaler handelt.
Der Erstkontakt mit einer anderen intelligenten Menschheit ist hergestellt. Die Verwicklungen, die sich daraus ergeben, füllen drei Bücher, wobei man Hominids als in sich abgeschlossenen Roman lesen kann. Bei den beiden Folgebänden ist das etwas schwieriger, sie bauen stark auf den Ereignissen in Hominids auf. Der Kulturschock, den Ponter in unserer Welt erleidet, die ihm fremd und unverständlich erscheint, findet in Humans ein Echo, als Mary die Welt der Neandertaler besucht, nachdem es gelungen ist, eine dauerhafte Verbindung zwischen den Welten herzustellen. Beide Seiten senden ihre Botschafter aus, um einerseits ein freundschaftliches Klima zu schaffen, andererseits, um einen Austausch der gegenseitigen kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften zu etablieren.
In Sawyers Büchern geht es oft um grundlegende Fragen des menschlichen Daseins: Warum sind wir hier, welche Werte - kulturell, spirituell, wissenschaftlich - sind in einer Gesellschaft die wichtigsten? Das mag alles recht philosophisch anmuten, und so ist es irgendwo auch. Die Handlung kommt mit relativ wenig Action aus, aber es muss nicht immer Action sein. Ich fand es interessant, wie unterschiedlich zwei Charaktere denselben Sachverhalt beurteilen können - Ponter sieht seine Welt zum Beispiel als eine Art Utopia, in der es kein Verbrechen (mehr) gibt und die Menschen verantwortlich mit ihrer Umwelt umgehen. Der Preis, den sie dafür bezahlen, ist in Marys Augen jedoch zu hoch: Für sie ist die Welt der Neandertaler eher einem totalitären Staat vergleichbar, der alles überwacht und den Leser bisweilen an George Orwells 1984 erinnert. Privatsphäre im Austausch gegen eine saubere Umwelt und die Sicherheit, auch in tiefster Dunkelheit ohne Sorge auf die Straße gehen zu können? Dagegen steht der Glaube an ein Leben nach dem Tod, der es in Ponters Augen den Menschen leicht macht, im Hier und Jetzt weniger sorgsam mit ihrer Umwelt umzugehen.
Letztendlich geht es in dieser Trilogie darum, wie zwei Menschen, die aus völlig unterschiedlichen Kulturen stammen, trotzdem zueinander finden können und im Endeffekt versuchen, etwas zu verändern, und sei es nur in ihrem eigenen Leben. Es sind die Figuren, die diese Geschichte in meinen Augen so lesenswert machen, dass ich immer wieder Zeit mit ihnen verbringen möchte.