Hallo zusammen,
Ich habe mal etwas recherchiert, denn die Pressemitteilung von Divibib war mir etwas zu wenig.
Das DRM-Verfahren selbst heißt nicht CARE, sondern*Readium LCP. CARE ist eine Implementierung bzw. ein LCP-konformes Produkt der französischen Firma "TEA". Die französischen Verlage waren wohl federführend bei der Entwicklung von Readium LCP, jedenfalls ist das der Eindruck, den ich von der Homepage von EDRLab bekommen habe:*
(in Englisch).
Wer der französischen Sprache mächtig, findet auch einiges unter
wenn man nach "LCP" sucht.
Das Bild das sich mir derzeit darstellt sieht so aus: Die französischen Verlage waren wohl genauso angepisst von Adobe, wie die deutschen. Während man in DE jedoch immer mehr von hartem DRM abgekommen ist, hat man sich in FR zusammengesetzt um eine alternatives hartes DRM zu entwickeln.*Dieses soll offen, herstellerunabhängig und interoperabel sein. Zudem soll sichergestellt sein, dass man seine E-Books noch in 20-30 Jahren lesen kann, selbst wenn es den Shop, bei dem man es gekauft hat, nicht mehr gibt und man in der Zwischenzeit den Reader gewechselt hat. Soll … Soll … Soll …
Zu guter Letzt hat man dann die Specs freigegeben und gesagt: Die dürft ihr ohne Lizenzgebühren nutzen und hier habt ihr noch ein SDK unter BSD-Lizenz, auch das dürft ihr gerne nutzen. Gerne dürft ihr damit eigene Apps und Server entwickeln, wenn ihr die zertifizieren lasst und das kostet viel viel weniger, als eine Adobe-Lizenz und hat auch keine laufenden Kosten …
Naja jedenfalls pushen die französischen Verlage die Einführung von LCP. Pocketbook hat es bei einigen in FR erhältlichen Geräten schon implementiert, Bookeen arbeitet derzeit daran und demnächst folgt in Deutschland Tolino. Kobo hat in FR einen recht hohen Marktanteil und wird deshalb bei neuen Geräten nicht drumrum kommen. Allerdings kann das noch etwas dauern, denn ganz so simpel ist das nicht. Alle oder fast alle Reader benutzen die Rendering Engine von Adobe und die arbeitet nur mit Adobe DRM. Also muss man die Engine wechseln oder eine zusätzliche parallel nutzen. Alles nicht so einfach. Deshalb werden m. E. auch ältere Reader egal welchen Herstellers entweder gar keine Updates auf LCP bekommen oder wenn, dann sehr spät.
Ich bin bezüglich LCP gespalten. Für Büchereien ist es m.E. wesentlich besser als Adobe DRM. Schon allein die Unabhängigkeit von einem einzigen Hersteller ist ein Pluspunkt. Sollte TAE, der Partner von Divibib, pleite gehen, können sie sich einen anderen Partner suchen oder sogar eine eigene Lösung entwickeln und für die Nutzer ändert sich nichts. Ob dieses System unterm Strich weniger kostet, muss sich allerdings noch zeigen.
Meine Sorge ist aber: Wenn LCP in Deutschland erfolgreich wird, könnten die Verlage sich entschließen, nach und nach zu hartem DRM zurückzukehren. Das würde mir definitiv nicht gefallen, für Kaufbücher lehne ich entschieden jedes harte DRM ab.
So, ich habe fertig.
LG
Flups