Weil der eBook-Vertrieb zentral von einer Webseite eines Anbieters läuft und zur Wartung der Homepage und Server weniger Personen nötig sind, als zum Betreiben einer Buchhandlung bzw. einer ganzen Buchhandelskette. Da fallen dann nicht nur Gehälter, sondern auch Sozialleistungen und Raummieten weg. Außerdem gibt's keine Transportwege über Autobahnen, um irgendwelche Filialen zu beliefern, es bedarf (eigentlich!) keiner besonderen Vertriebslogistik und es gibt keine Druckkosten. Der Arbeits- und Kostenaufwand ein fertig gestelltes Buch in digitaler Form an den Kunden auszuliefern ist einfach deutlich niedriger.
Entweder ich verstehe dich falsch oder du bist tatsächlich der Ansicht, dass Verlage Buchhandlungen betreiben. Das ist natürlich nur selten so - was dort entlassen und geschlossen wird, entlastet ja nicht die Verlage. Und natürlich wollen die Betreiber der Webseite genauso ihren Funktionsrabatt wie die Buchhandlungen. Die Kostenstruktur der Vertreiber spielt doch keine Rolle für die Verlage? Der Aggregator hat doch auch wieder Personal usw. Und welche Verlage haben denn Filialen, die sie beliefern müssen. Das geht üblicherweise von der Druckerei direkt ins Barsortiment - zumindest hier in Deutschland. Die Kosten hat der Verlag ja für seine Druckbücher weiterhin. Der technische Betrieb, der das E-Buch betreut, will natürlich auch Geld für die Erstellung und für das Versenden der Datei an den Distributor. Oder reden wir jetzt über völlig andere Dinge? - ich verstehe es nicht. Dein Beispiel kann für einige Verlage gelten, die sehr stark im Direktvertrieb arbeiten, da würden mir einige Schulbuch- und Wissenschaftsverlage einfallen, aber alle anderen?`Finde ich reichlich konstruiert, das Beispiel.
Warum sonst lassen sich illegale Angebote für Lau betreiben?
Tun sie das? Wusste bisher nicht, das Server, Rechenzeit, Software etc. umsonst sind. Man lernt nie aus. Aber warum wollen die dann Geld haben - nur schnödes Gewinnstreben? Das Perverse ist ja gerade, dass viele Nutzer lieber Geld für ein illegales Angebot zahlen als dies für das E-Buch auszugeben.
Ja, es steht natürlich außer Frage, dass eBooks anfänglich mehr Aufwand bedeuten, einfach weil man sich mit einer neuen Sache auseinandersetzen muss. Aber letztendlich gehe ich ehrlich gesagt davon aus, dass die Kosten für diesen Mehraufwand durch die Ersparnisse beim Vertrieb mehr als wett gemacht werden. Und wenn der Markt, wie in den USA, dann auch irgendwann an einem Punkt angekommen ist, wo die eBook-Publikation zur Normalität geworden ist, dann wird der Aufwand sowieso nicht mehr nennenswert und weitestgehend automatisiert sein.
Es geht ja darum, komplett neue Strukturen aufzubauen, neue Methoden zu entwickeln, neue Vertriebsmöglichkeiten zu erschließen. Da wird viel Geld reingesteckt. Die Automatisierung der E-Buch Herstellung ist ja wohl genauso eine Illusion wie die Automatisierung von Layout in Büchern. Das willst du nicht wirklich, glaube mir. Und das steile Konstrukt, dass der Vertriebsaufwand sinkt, ist immer noch nicht glaubwürdig. Das, was evtl. im Vertrieb gespart wird, wird an anderer Stelle wieder hineingesteckt.
Außerdem, davon abgesehen finde ich die Einstellung, dass ruhig einige Leute rausgeschmissen werden sollen, damit die Bücher billiger werden, gelinde gesagt nicht so gut (ich formuliere das jetzt mal so, weil du dieses verdienstvolle Forum betreust). 😆 Wir reden hier beim Einsparen vom Abbau von Arbeitsplätzen und das nur, weil du nochmal 10 % deiner Buchausgaben sparen willst. Darüber muss man mal nachdenken.
Natürlich werden sich auch die Verlage nach dem Markt richten. Und unter dem Druck von Amazon sind ja die E-Bücher auch schon billiger als alle anderen Buchausgaben - und dazu kommt ja noch die Mehrwertsteuer. Auch wenn es für die Verlage ein Durchlaufposten ist, muss ja trotzdem, wenn die Steuer unterschiedlich und der Endpreis gleich oder kleiner ist, ein geringerer Grund(netto)preis genommen werden.
Das halte ich ehrlich gesagt für eine Fehleinschätzung. Raubkopien waren schon immer ein Thema, seitdem es den Heimcomputer gibt. Das ist kein neues Phänomen und lässt sich auch nicht aktiv bekämpfen, sondern nur durch vernünftige Marktangebote kontern.
Ich habe auch nichts anderes gesagt. Raubkopien sind auch beim Druckbuch ein Thema. Nur muss sich der Verlag ja im Klaren sein, dass er mit der leichten Reproduzierbarkeit auch einen gewissen Verlust in Kauf nehmen muss. Wenn er das nicht will, dann muss er auf E-Bücher verzichten. Aber die überzogene Furcht vor Raubkopien liegt in Europa tatsächlich daran, dass die Piratenklientel Raubkopien als Selbstverteidigung propagiert. Und das macht es nicht leicht, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Ich finde das ziemlich kontraproduktiv und auch eine sehr rückständige Denkweise. Das ist der Stand von vor 300 Jahren.
Die Musikindustrie ist ein gutes Beispiel für eine Entwicklung die vielleicht auch beim Buchmarkt Einzug halten wird. Die Verantwortlichen haben den Digitalboom nicht nur verschlafen, sondern auch noch aktiv bekämpft, indem man Organisationen und Privatpersonen fürs Sharing verklagt hat. Und obwohl man hier mehrere Ettapensiege verbuchen konnte, sind die Umsätze weiter gefallen. Wieso? Weil die Leute schnell und unkompliziert Musik anhöhren wollen. Apple hat das begriffen und mit iTunes erstmals dem illegalen Download eine mehr oder weniger vernünftige Alternative entgegengesetzt. Und obwohl der Zugang zu illegalen Angeboten aktuell vermutlich noch einfacher ist als vor 5-8 Jahren, haben sich die Musik-Umsätze bei iTunes laufend gesteigert. Besonders in den letzten 3-5 Jahren sind dann noch weitere Angebote von Google, Amazon und anderen (z.B. Spotify, Pandora etc.) hinzu gekommen, die dann letztendlich dazu geführt haben, dass die Zugänglichkeit weiter verbessert wurde und die globalen Umsätze der Musikindustrie 2012 das erste mal seit 13 Jahren wieder gestiegen sind.
Aber das gilt natürlich nicht nur für Musik, sondern auch für Serien, Filme, Spiele und Apps. Apple macht inzwischen 2 Mrd. US-Dollar Gewinn mit iTunes:
Man könnte meinen das wäre ein Zeichen für den Buchmarkt sich gleich entsprechend aufzustellen, aber nein, da herrscht genau die gleiche Angst und Lähmung vor, wie damals bei der Musikindustrie. Was hat's gebracht? Nichts. Der Markt entwickelt sich mit oder ohne Zutun der Verantwortlichen. Daher sollte man lieber an brauchbaren Konzepten arbeiten als ständig gegen den Strom zu schwimmen.
Lieber Chalid, es tut mir echt leid, aber ich habe jetzt in mehreren Beiträgen angeführt, warum der Musikmarkt nicht direkt mit dem Buchmarkt zu vergleichen ist, das Rezeptionsverhalte ist völlig anders, damit auch das Kaufverhalten, zudem sind auch, um mal was neues zu schreiben, auch die Produktionskosten und Zeiten völlig unterschiedlich. Ich halte das für unredlich, immer wieder Apple mit Birnen zu vergleichen ☺ Du wirst nicht ein Buch 20 Mal nebenher lesen und es dir dann noch kaufen - und selbst gut und aufwendig produzierte Musik wird nicht mehrere Jahre bis zur Fertigstellung brauchen. Das man sich natürlich von den Vertriebsmodellen inspiriren lassen kann, steht außer Frage - und das tun die Verlage ja auch. Und was DRM Freiheit und leichtes Handling angeht, bin ich natürlich dafür. Bloß auf Seiten der Verbraucher bzw. der Billigbuchforderer, höre ich immer wieder die gleiche Leier - E-Buch = Mp3 und dann schauts mal, was die da verdienen. Das setzt aber eine gewisse Fairness auch bei den Kunden voraus. Wenn ich dann aber lese, der Autor will sein Buch nicht als E-Buch veröffentlichen, dann stellen wir es eben selbst ins Filesharing, dann ist das genau die Einstellung, die jede kreative Lösung verhindert. Das bringt doch so nichts.
Wir können ja gerne mal einen Pro und Contra Artikel machen.
Ich hätte gerne mal eine Interessengemeinschaft von E-Buchlern und Verlagen, Autoren usw. gegründet, damit man produktiv über solche Dinge nachdenken kann, Argumente austauschen und Interessen akzeptieren lernt. Aber ich mache immer wieder die Erfahrung, dass das nichts bringt. Das schlimme ist, dass mittlerweile durchaus Verlage mit der Billigbuchstrategie punkten wollen. Die Folgen müssen wir abwarten.