Hallo zusammen,
gestern kam er pünktlich in der Packstation an, der lang ersehnte neue Kindle Oasis. Das Paket war überraschend klein und leicht, ich hatte wohl unbewusst irgendwie etwas Größeres erwartet – vermutlich wegen des enormen Kaufpreises. Trotz der eingetretenen erheblichen Spannung war ich aber noch in der Lage, zum Aldi zu gehen, bevor ich dann endlich daheim das Päckchen geöffnet habe.
Aber der Reihe nach: Ich bin Kindle-Nutzer nicht von Anfang an, aber seit den Zeiten des noch unbeleuchteten Kindle mit den seitlichen Umblättertasten, der übrigens immer noch bei mir zu Hause irgendwo herumliegt. Die fehlende Beleuchtung war allerdings sehr hinderlich, sodass ich dann froh war, als es den Paperwhite gab, den ich mir sofort zulegte. Ich war und bin regelrecht begeistert über dieses kleine, handliche und leichte Gerät, auf dem ich unabhängig von einer Lichtquelle jederzeit und an jedem (trockenen) Ort lesen und dabei auf eine enorme Menge von Büchern einschließlich etlicher (kostenloser) Klassiker zugreifen kann. Ich schätze das Handling eines eBook-Readers sehr und bin völlig vom "analogen" Buch abgekommen. Manche Sachen gibt es leider nicht als eBook, was ich dann immer außerordentlich bedaure. Weder vermisse ich die Haptik eines Buches noch seinen Geruch, vor allem nicht sein Gewicht und seine Tendenz, immer zuklappen zu wollen, auch brauche ich es nicht als physischen Gegenstand in meinem Regal stehen zu haben, für mich zählt allein sein geistiger Inhalt, und diese gewichts- und ausdehnungslose Essenz wird von dem kleinen elektronischen Täfelchen auf perfekte Weise beherbergt und nach Belieben und blitzschnell bereitgestellt. ïŠ
Natürlich habe ich mich später auch für die Luxusversion, den Voyage, interessiert, aber aufgrund des Preises eine Anschaffung nicht in Betracht gezogen, zumal die Unterschiede auf dem Papier 🙄 nicht so wahnsinnig groß erschienen und ich mit dem PW nach wie vor absolut zufrieden war. Ich wollte abwarten, bis die nächste Version erscheint, die dann womöglich noch über ich weiß nicht was für Gimmicks verfügen würde. Allerdings erschien sie nicht, auch wenn im letzten September ein entsprechendes Gerücht durch das Netz ging. Zu Weihnachten war dann zu lesen, Amazon sehe sich "optimal aufgestellt" mit seinen eBook-Readern, und es werde so bald keine neue Version des Voyage geben.
Vor einigen Wochen bin ich im MM zufällig an dem eBook-Reader-Stand vorbeigekommen und habe den Voyage dort entdeckt. Und er hat mir gefallen. Das Anfassgefühl hat mich überzeugt, auch die höhere Auflösung des Bildschirms war durchaus zu bemerken. Nach einigen nachdenklichen Ehrenrunden um den Stand habe ich mir das Gerät dann zugelegt.
Leider musste ich zu Hause feststellen, dass auch bei meinem Gerät die viel beklagte ungleichmäßige Helligkeitsverteilung auf dem Bildschirm vorhanden war. Während die unteren beiden Drittel des Bildschirms tadellos beleuchtet waren, gab es im oberen Drittel eine deutliche, nach oben hin linear abfallende Verdunkelung auf vielleicht noch 70 % der Helligkeit. Ich habe versucht, mich daran zu gewöhnen, was letztlich aber nicht funktionierte. Ich glaubte zwar, dass der Helligkeitsabfall im Laufe einiger Tage zurückgegangen ist, sodass der Unterschied weniger krass auffiel, aber vielleicht täuschte ich mich auch. Jedenfalls wollte ich das Gerät im MM umtauschen und bin auch an einen freundlichen Verkäufer geraten, der mein Anliegen verstand und ebenfalls den Helligkeitsabfall erkannt hat (in einem dunklen Treppenhaus, denn bei der hellen Beleuchtung im Verkaufsraum sieht man das ja nicht). Er öffnete sogar einige Verpackungen und prüfte die Geräte, aber auch auf diesen war derselbe Fehler zu sehen, teilweise sogar noch viel schlimmer! Ich kann das nicht nachvollziehen, dass der Hersteller solche Geräte ausliefert und die Kunden viel Geld für evident fehlerhafte Ware bezahlen lässt. Deren Enttäuschung ist doch vorprogrammiert.
Der Verkäufer hat das Gerät zurückgenommen und mir das Geld erstattet, anstatt das Gerät einzusenden und einen Reparaturversuch zu starten, besten Dank! Bedauert habe ich es schon, denn das Lesegefühl war ansonsten ganz hervorragend. Obwohl der Gewichtsunterschied zum PW nur 20 oder wieviel Gramm beträgt, kam mir der Voyage wesentlich leichter vor. Diese Gewichtsverringerung ist offenbar entscheidend. Ich habe sein Gewicht kaum gespürt. Der An-/Aus-Knopf auf der Rückseite liegt genau an der richtigen Stelle und ist ganz erheblich leichter zu finden und zu bedienen als der des PW. Der Rahmen ist deutlich schmaler, was sich im Zusammenhang mit der viel glatteren und sensibler reagierenden Glasfläche des Displays, die auch ohne "Stufe" mit dem Rahmen plan abschließt, sehr positiv bemerkbar macht. Auch die Umblätterflächen an der Seite mit ihrer vibrierenden Rückmeldefunktion fand ich ganz ganz super. Man kann den Daumen darauf liegen lassen und muss ihn nicht immer auf das Display bewegen, was schon ziemlich lästig ist auf die Dauer. Das Schriftbild ist perfekt scharf und erkennbar besser als beim PW. Am ersten Abend bin ich nach dem Lesen wie berauscht ins Bett gegangen. Von daher war ich nach der Rückgabe schon ziemlich enttäuscht.
Dann kam Anfang April die Meldung, dass ein neues Gerät erscheinen würde mit anderem Konzept, noch kleiner, noch leichter und mit Akku in der Hülle. 10 LEDs sollen für eine deutlich verbesserte Helligkeitsverteilung sorgen. Ich habe trotz des Preises keine Minute gezögert und das Gerät sofort vorbestellt. Wenn der Gewichtsunterschied beim Voyage schon so erheblich war, musste der beim Oasis noch viel deutlicher spürbar sein. Diese Überlegung war mir den Kaufpreis wert, zumal ich ja auch keine Probleme damit habe, mir alle zwei Jahre ein Smartphone für 400 EU oder so zuzulegen.
Also habe ich gestern nach dem Aldi bei mir daheim das Amazon-Päckchen geöffnet und das Schächtelchen mit dem Oasis herausgenommen. Es handelt sich wirklich um ein kleines Gerät, das auf den ganzen Produktfotos, vor allem mit der Lederhülle, wesentlich größer und wuchtiger wirkt. Tatsächlich ist das Gerät mit Hülle "gefühlt" nicht viel größer und auch nicht viel dicker als ein Bierdeckel oder Glasuntersetzer, wobei seine fast quadratische Form diesem Eindruck noch entgegenkommt. 🙄 Aber genau wegen dieser kleinen Abmessungen habe ich es ja gekauft. Auf den ersten Blick jedenfalls erschien mir das Teil fast schon etwas zu klein. Es lässt sich leicht von der Hülle abziehen, und auch das Andocken dort klappt durch die magnetische Halterung absolut problemlos. Man hat nicht den Eindruck, dass sich diese Verbindung unbeabsichtigt lösen könnte.
Der eigentliche Reader liegt gut in der Hand, er ist allerdings etwas rutschig, was aber kein Problem ist. Er fühlt sich glatt an, ich hätte mir eine etwas gummiertere Oberfläche gewünscht, wie sie etwa der PW hat. Ob der Wulst auf der Seite jetzt für ein besseres Haltegefühl sorgt, möchte ich jedenfalls für mich bezweifeln. Die Blättertasten liegen einigermaßen dort, wo sie liegen sollten, wobei die Voreinstellung die obere Taste für das Vorwärtsblättern vorsieht und die untere für das Rückwärtsblättern. Das kann man glücklicherweise umstellen, denn an die obere Taste komme ich mit ruhendem Daumen (und dem kleinen Finger als Unterstützung unter dem Gerät) nicht heran. Die Tasten sind, wie ich meine, unnötig dünn und hart, hier hätte man etwas mehr auf das Anfassgefühl achten können. Daran gewöhnt man sich aber vielleicht. Ich bediene die Tasten übrigens mit dem Daumennagel. Die vibrierenden Blättertasten des Voyage würde ich jedenfalls klar bevorzugen.
Ja, und nun zur Hauptsache und dem entscheidenden Punkt: dem Display!
Was soll ich sagen: Auch hier eine ungleichmäßige Helligkeitsverteilung! Kein einheitliches Weiß wie bei meinem PW, sondern ein ganz deutlicher Unterschied zwischen der linken und der rechten Seite des Displays. Wobei hier das Problem nicht in einem Helligkeitsabfall liegt, sondern in einer unterschiedlichen Färbung des Lichts, der Farbtemperatur, wie wir Fotografen sagen. Links sind die 10 LEDs, und das Licht ist kalt-blau, rechts ist es wärmer und leicht gelblich, wobei dies m. E. die richtige Farbe der Ausleuchtung wäre. Der Unterschied zwischen beiden Seiten ist frappierend. (Lichthöfe sind allerdings nicht vorhanden.)
Meine erste Reaktion war, das Gerät sofort wieder einzupacken und zurückzuschicken. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass es bei dem Voyage nach einer gewissen Zeit des "Einlaufens" oder "Warmwerdens" wohl eine gewisse Verbesserung gegeben hatte. Also setzte ich mich hin uns las ein paar Stunden. Anschließend glaubte ich, dass es etwas besser geworden war, bin mir aber nicht sicher. Heute Abend werde ich es erneut versuchen. Trotzdem bin ich enttäuscht. Ist es denn so schwer, dieses bekannte, weit verbreitete und leidlich ausdiskutierte ärgerliche Problem in den Griff zu bekommen? Haben das andere Reader auch? Mir wäre das peinlich als Hersteller, der insoweit fortgesetzt seine technische Inkompetenz unter Beweis stellt.
Was soll ich noch sagen? Ach ja, der Akku. Sicherlich ist es ein guter Gedanke, durch die Auslagerung eines wesentlichen Teils des Akkus das Lesegerät selbst leichter und handlicher zu machen. Allerdings könnte dies auch Probleme mit sich bringen, denn der kleine, auf vielleicht ein Fünftel geschrumpfte Restakku im Gerät muss nun also mindestens fünfmal so oft aufgeladen werden wie seine ungeteilten Vorgänger. Ich glaube, dass die Lebensdauer eines Akkus entscheidend von der Häufigkeit der Ladezyklen abhängt. Dazu kommt noch, dass der Akku im Gerät ja nicht immer völlig entleert ist, wenn das Gerät in die Hülle gesteckt wird, in der der Geräteakku wieder voll aufgeladen wird. Nach einer halben Stunde Lesen fehlen vielleicht erst 5 oder 10 Prozent. Das Laden/Entladen wird also zu einer Art Hechelatmung. Bin gespannt, wie lange die Geräteakkus das durchhalten.
Übrigens: Angezeigt wird nur der Ladezustand des Geräteakkus. Wie voll der große Akku in der Hülle ist und wann er aufgeladen werden muss, lässt sich nicht erkennen. (Edit: Irrtum meinerseits - es wird angezeigt, wenn sich das Gerät in der Hülle befindet und man über das Sonnensymbol die "Schnellaktionen" aufruft).
Viele Grüße
Norbert