Danke für diesen vernünftigen Beitrag.
In Deutschland funktionieren die Empörungswellen zunehmend gleich: Einseitig manipulativer Bericht im Fernsehen (am liebsten: Dramatisieren von Einzelfällen, Weglassen des Kontexts, dazu düstere Musik und weinende Kinder), dann Talkshows mit geschickt ausgesuchten Gästen und dann haben alle Menschen, die sich eh schon länger mal wieder moralisch überlegen fühlen wollten, endlich wieder was, auf das sich lautstark schimpfen läßt. Pawlow wäre vom modernen Deutschen begeistert.
Aber das Grundproblem ist, daß den Leuten echte Überzeugungen fehlen und feste Prinzipien. Da wird man schnell zum Spielball der Medien und treibt jede Woche aufs Neue mit, wenn eine Sau durchs Dorf muß. Die Differenzierung die in diesem Post gefordert wird, steht diesem Treiben nur im Wege: Differenzierung ist Relativierung ist Unmoral ist böse.
Es geht hier aber darum, gemeinsam mit der großen Mehrheit das ganz große Moral-Roß zu besteigen und sich - deswegen gegen Amazon - dabei auch noch wie ein Held zu fühlen, wie der kleine David, der gegen den Goliath (ist Amazon denn nicht ein Riesenkonzern?!) zu Felde zieht.
Diese Woche also Amazon. Pfui, böses Amazon. Da kaufe ich nie nie wieder. Jedenfalls nicht bis nächste Woche, da schimpfe ich nämlich wieder über irgendeine andere Lobby, Industrie, Partei oder so.