Krimi Inspector Lynley Serie von Elizabeth George

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Auch wenn ich hundemüde war, habe ich gestern Abend den nächsten Band dieser Reihe ausgelesen.




Handlungsort im Krimi Denn bitter ist der Tod ist die bekannte Universitätsstadt Cambridge mit ihrer arroganten Männer- und Akademikerwelt. Lynley und Havers ermitteln hinter dunklen Collegemauern sowie der Stadt und der näheren Umgebung, nachdem eine Studentin brutal ermordet worden ist.


Falscher Stolz, Schuldgefühle, die die Betreffenden sich nicht eingestehen wollen, Liebe, die an Selbstaufgabe grenzt, Rachegelüste und unbändige Zerstörungswut spinnen ein für Außenstehende fast undurchdringliches Netz.


Bei diesem Buch hatte ich den Täter schon sehr früh in Verdacht. Zwischendurch wurde ich zwar immer mal wieder etwas verunsichert, da ständig neue Verdächtige auftauchten, doch letztendlich deutete alles auf ihn hin.


Richtige Spannung kommt zwar in meinen Augen erst in der zweiten Hälfte des Buches auf, doch als Ausgleich dazu hat Elizabeth George die sozialen Verhältnisse wieder super beschrieben.


Wie den den vorigen Bänden spielt auch das Privatleben der beiden Ermittler Lynley und Havers in diesem Buch wieder eine Rolle und erfährt praktisch eine nahtlose Fortsetzung zu den vorigen Büchern. So langsam interessiert es mich jetzt auch, wie es nun mit Lynley und Helen weitergeht. Havers ist nun endlich vernünftig geworden und hat die einzig mögliche, schon lange fällige Entscheidung bezüglich ihrer debilen Mutter getroffen.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Vorhin habe ich das nächste eBook ausgelesen.


Bei dem Buch Denn keiner ist ohne Schuld hatte ich den Eindruck, es zieht sich zum Teil ziemlich in die Länge.


Simon und Deborah wollen Urlaub in Lanceshire machen, dort auch einen Pfarrer besuchen, den Deb kennengelernt hat und an ihrer Beziehung arbeiten. In Winslough eingetroffen, kommt jedoch vieles anders.


Eigentlich haben Lynley und Havers Urlaub. Hellen sagt die geplante, gemeinsame Reise nach Korfu jedoch ab, und so folgt er dem Ruf seines Freundes Simon nach Lanceshire.


Havers wollte sich darum kümmern, Ihr Elternhaus in einen verkaufsfertigen Zustand zu bringen, doch sie kann sich emotional noch nicht davon lösen.


Vordergründig geht es um einen Todesfall an einem Pfarrer, bei dem die Ermittler herausfinden müssen, ob es wirklich ein Unfall war oder aber Mord.


Teilweise hat sich Elizabeth George in meinen Augen zu lange an Nebenschauplätzen aufgehalten, die mit der eigentlichen Handlung wenig zu tun haben. Sie geht nach meinem Empfinden hier zu umfangreich und vor allen Dingen zu ausschweifend auf die Neben-Protagonisten ein. Natürlich ist es wichtig, die infrage kommenden Täter zu beschreiben, ihren Charakter und eventuelle Motive. Meinem Eindruck nach geschah dies jedoch teilweise ziemlich langatmig.


Ansonsten fand ich das Buch gut und die Geschehnisse nachvollziehbar, wenn mich auch das Motiv für die Tat ziemlich überrascht hat.


Auch die privaten Sorgen und Nöte von Lynley und St. James kamen wie immer nicht zu kurz.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Diese Woche habe ich das nächste Buch der Inspector-Lynley-Serie ausgelesen. Allerdings war dies ein ganz schöner Kraftakt.


Mehr noch als bei Denn keiner ist ohne Schuld hatte ich bei Asche zu Asche den Eindruck, dass es auf gut die Hälfte reduziert, besser geworden wäre.


Sicher ist Olivia Whitelaw eine wichtige Zeugin. Doch wäre es nicht nötig gewesen, ihr halbes Leben, ihre spätere Krankheit sowie ihre Gedanken zu den Geschehnissen in epischer Breite zu erzählen. Ebenso hätte die Autorin nicht so intensiv auf das gesetzeswidrige Engagement ihres Freundes Chris Faraday für Tiere eingehen müssen. Speziell Olivias Gedankengänge haben sich für mich teilweise wie Kaugummi gezogen in die Länge gezogen.


Jean Fleming und ihren Kinder wurden meiner Ansicht nach ebenfalls zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Hier wäre weniger auch mehr gewesen.


Diese aufgeblähten Erzählstränge sind auch nicht mit englischem Lokalkollorit - das die Autorin sonst sehr plastisch darstellt - zu entschuldigen.


Nicht nur einmal hatte ich den Eindruck, als ob Lynley und Havers in diesem Buch lediglich die Statisten waren.


Als spannend habe ich dieses Buch nicht wirklich empfunden. Zahlreiche Kapitel haben mich eher an Familien- und Beziehungsdramen als an einen Kriminalroman erinnert. Lediglich Lynleys Engament, einen Unschuldigen zu retten, war wieder gut.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Band 8, Im Angesicht des Feindes hat mir sehr gut gefallen. Das plastisch beschriebene Lokalkollorit, sowie die Charakter- und Umfeld-Schilderungen der Akteure, hatten für mich in diesem Buch genau den richtigen Umfang. Die Spannung blieb auch bedingt durch die häufigen Szenenwechsel durchgehend erhalten. Der Stil ist wie von der Autorin gewohnt flüssig und gut zu lesen.


Den Beginn bestreiten St. James, Deborah und Helen - zusammen mit den weiter unten genannten Handlungsträgern. Lynley und Havers spielen zunächst keine Rolle. Man kann es fast nicht glauben, aber Helen ist in der beschriebenen Ermittlung richtig tatkräftig und entschlussfreudig. Zunächst dachte ich, man hätte sie gegen eine Zwillingsschwester ausgetauscht.


Die Ängste der entführten Charlotte sind ebenso gut dargestellt, wie die psychischen Auswirkungen der emotionalen Vernachlässigung durch ihre Erzeugerin - denn Mutter kann man diese selbstsüchtige und ichbezogene Frau, die bereit ist, für ihre politische Karriere über Leichen zu gehen, nun wirklich nicht nennen.


In diesem Buch ermitteln Lynley und Havers an verschiedenen Orten und an ihrem hat Barbara das erste Mal die Leitung. Ihre Ängste, aber auch ihr Wille zum Erfolg hat die Autorin toll in Worte gefasst. Die Gefühle für einen ihrer Mitarbeiter machen Havers allerdings zu schaffen.


»Im Angesicht des Feindes« strotzt nur so vor politischen Intrigen, Boulevard-Journalismus und dem damit verbundenen Hetzen nach immer neuen Storys, um die Auflage der Zeitung zu erhöhen. Das Buch bringt die niedersten Instinkte der Menschen zum Vorschein.


Zwar habe ich selbst keine Kinder, doch die hartherzige Kaltschnäuzigkeit, mit der Charlottes leiblicher Vater - Chefredakteur einer Londoner Zeitung - besonders aber ihre vom Ehrgeiz zerfressene und allen misstrauende Mutter an den Tag legen und damit das Leben der Kleinen gefährden, ist fast nicht mehr zu überbieten.


Die entscheidende Wende tritt erst mit der Entführung von Luxfords (besagter Chefredakteur) Sohn ein.


Die Auflösung hat mich kalt erwischt, ist jedoch durch die nachfolgenden Schilderungen erklärbar. Allerdings fällt es mir immer wieder aufs Neue schwer, mich in die Motivation solcher Psychopathen hineinzudenken.
Im Finale ist Havers über sich selbst hinaus gewachsen. Hut ab, kann ich dazu nur sagen.


Helens Beziehungsängste sind in diesem Buch wieder klasse beschrieben, und auch Lynleys teilweise starken negativen Emotionsäußerungen, speziell gegenüber seinen Freunden, hat Elizabeth George viel Raum gegeben. Bei der Unterlassung von St. James hätte ich wohl ebenso reagiert.
Gespannt bin ich darauf, ob die kurzfristig angesetzte Trauung zwischen Lynley und Helen wirklich zustande kommt. Die ›Entscheidungsfreude‹ dieser Frau ist wirklich unterirdisch.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Jetzt hätte ich doch beinahe Band 9 vergessen. 🙄




Denn sie betrügt man nicht


Im Gegensatz zu den bisherigen Büchern spielen in diesem Krimi - neben den weiteren Handlungsträgern - Barbara Havers und ihre Kollegin Chief-Inspector Emily Barlow (Chefin der Kriminalpolizei im Seebad Balford-le-Nez) die Hauptrollen. Barbara und Emily kennen sich von Schulungen der Polizeiakademie in Maidstone.
Auf diese Weise erfährt man auch etwas mehr über Havers und speziell in den letzten Kapiteln treten völlig neue Charakterzüge ans Tageslicht.


In diesem Buch spielt die Fremdenfeindlichkeit - wie man sie leider auch immer wieder bei uns antrifft - die Angst vor und der Hass gegen Menschen, die anders sind als die Einheimischen, eine große Rolle. Sogar vor hohen Polizeibeamten macht sie nicht Halt (Stichwort »Pakibalg«). Teilweise sind die engstirnigen Ansichten, wie beispielsweise die von Agatha Shaw geäußerten, über die in diesem Buch angesprochenen Pakistanis mehr als nur hanebüchen.
Auf Seiten der Einwanderer gibt es jedoch ebenso viel Anfeindungen gegenüber den Einheimischen. Frauen, die völlig anders aufgewachsen sind als ihre muslimischen Artgenossinnen, werden aufgrund ihrer natürlichen Freizügigkeit als Schlampen angesehen und behandelt.
Hinzu kommen Familienehre, die in islamischen Kreisen eine große Rolle spielt, Intoleranz, Hass und die Gier nach Macht, Einfluss und natürlich Geld.


So sympathisch mir Barlow, die Schreckliche zu Beginn war - stark, durchsetzungsfähig, belastbar ... - auf dem Schiff hätte ich nicht daneben geschossen. Und dass sie Havers, deren Aktion gegen Emily einem kleinen Mädchen das Leben gerettet und trotz der Tatsache, dass sie Emily den Mörder geliefert hat, in die Pfanne gehauen hat, finde ich mehr als nur unkollegial.


Das von der Autorin bereits bekannte und immer wieder aufs Neue plastisch beschriebene Lokalkolorit kommt auch bei Denn sie betrügt man nicht nicht zu kurz. Das englische Seebad mit den teilweise sehr heruntergekommenen Hotels und Ferienhäusern, die Hauptstraße mit mehr geschlossenen als geöffneten Geschäften, auf der anderen Seiten einen Rummelplatz mit seinen vielfältigen Gerüchen habe ich in Gedanken selbst besucht und nicht nur darüber gelesen.


In diesem Buch hat Elizabeth George es zudem perfekt verstanden, aus zwischenmenschliche Komplikationen und hier speziell solchen mit unterschiedlichen Herkunftsländern und andersartigen Kulturen sowie der leider immer noch aktuellen Problematik der Fremdenfeindlichkeit einen absolut spannenden Kriminalroman gestrickt. Ferner hat mir die gut aufgebaute Dramaturgie in diesem Buch sehr gut gefallen.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Und nun Band 10, den ich am Wochenende ausgelesen habe.




Zu Beginn des Buches Undank ist der Väter Lohn wird Havers nach den Vorfällen gegenüber ihrer Kollegin Barlow auf dem Schiff (Denn sie betrügt man nicht) zunächst suspendiert und danach vom Sergant zum Constable degradiert. Ihr oberster Vorgesetzter, Assistant Commissioner Sir David Hillier lässt es sich - seinem miesen Charakter entsprechend - auch nicht nehmen, sie in einem Gespräch so richtig fertig zu machen. In diesem Moment habe ich Barbaras Selbstbeherrschung wirklich bewundert. Mir wäre das nicht gelungen, ich wäre ihm wohl verbal mit dem nackten Arsch mitten ins Gesicht gesprungen. 😉


Havers vermutet Lynley als Fürsprecher, dass sie ihren Job überhaupt behalten hat, ist hiermit jedoch auf dem Holzweg. Ihr direkter Chef ist mit den gegen sie eingeleiteten Maßnahmen voll und ganz einverstanden und setzt mit dem - sie soll froh sein, überhaupt noch einen Job zu haben und für ihr »Vergehen« nicht verurteilt worden zu sein - noch eins drauf.
Entgegen ihrer Vermutung ist Superintendent Webberly ihr Fürsprecher gewesen, der alle möglichen Strippen für sie gezogen hat.


Nachdem Scotland Yard auf Wunsch eines ehemaligen Mitarbeiters der Abteilung SO11 zu einem Doppelmord in Derbyshire hinzugezogen wird, bezieht Lynley Constable Winston Nkata als Mitarbeiter ein und weist Barbara hingegen nur stupide Anfänger-Aufgaben zu.
Bezüglich SO11 erfährt man im Laufe der weiteren Handlung interessante Dinge zu Lynleys Anfangszeiten im Yard.


Irgendwie kann ich sowohl Lynley als auch Havers verstehen. Doch von der Denkweise her tendiere ich eher zu Barbaras Einstellung. ›Weshalb soll man sich an Regeln halten, wenn es anders besser funktioniert?‹
Lynley reagiert gegenüber Barbara in meinen Augen entschieden zu krass. Auch denke ich, dass man sich immer beide Seiten anhören sollte, um zu einem Urteil zu kommen.


Havers Verbissenheit, den Fall zu lösen, um sich zumindest etwas zu rehabilitieren, kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch Nkatas Kollegialität, sie mehr mit einzubeziehen, als gegenüber Lynley offenbart, finde ich klasse. Auch erfährt man im Zuge der Handlung in diesem Buch etwas mehr über ›Winnie‹.


Im weiteren Verlauf haben sowohl Lynley als auch sein Kollege in Derbyshire Scheuklappen auf den Augen, der im Endeffekt einem weiteren Menschen das Leben kostet. Barbara hingegen überführt mit ihrer Beharrlichkeit und Winstons Hilfe den wahren Täter.


Für Lynley spricht, nachdem er auch die wahren Hintergründe der oben angesprochenen Vorkommnisse auf dem Schiff erfahren hat, Barbara Abbitte leistet. Allerdings müsste er mittlerweile doch wissen, dass es kein ausschließliches Schwarz oder Weiß gibt. Ich hoffe, dass er in Zukunft, nachdem er inzwischen ja auch die Ursache seiner Einstellung gegenüber Frauen erkannt hat, speziell in dieser Hinsicht lernfähiger wird und auch seine Emotionen besser in den Griff bekommt.


Die einzelnen Handlungsebenen hat die Autorin meiner Ansicht nach wieder sehr gut und spannend heraus gearbeitet sowie auch mit dem entsprechenden Lokalkolorit versehen. Die unterschiedlichen Erzählstränge hat Elizabeth George wieder geschickt und teilweise sehr unerwartet miteinander verknüpft.
Auch dieser Band hat mich von den ersten Seiten bis zum Schluss gefesselt.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Band 11 habe ich Anfang dieser Woche ausgelesen.


Nie sollst Du vergessen ist für mich definitiv eines der schwächeren Bücher von Elizabeth George. In weiten Teilen habe ich es als zu langatmig empfunden. Die ganzen Gideon-Tagebucheinträge hätte die Autorin meiner Ansicht nach locker auf die Hälfte reduzieren können.
Die Zeitabfolge zwischen der aktuellen Handlung und den Gideon-Passagen ist teilweise nicht so einfach nachvollziehbar. Manchmal kam sie mir auch etwas wirr vor.


Gefallen hat mir, dass Winston Nkata in diesem Buch mehr im Vordergrund gestanden hat und man auch über seinen Charakter wie auch seine Schwächen einiges erfahren hat.


Der Spannungsaufbau war generell gut, der Bogen flachte jedoch in den Gideon-Einflechtungen teilweise zu stark ab. Die Dramatik war zwar durchaus vorhanden, teilweise aber auch nur so lala. Die Schilderungen der einzelnen Handlungsträger bis hin in kleinste Details fand ich hingegen wieder gewohnt klasse. Die Beschreibung der jeweiligen Örtlichkeiten ließ ebenfalls nichts zu wünschen übrig.


Über die Auflösung lässt sich bei Nie sollst Du vergessen sicherlich auch streiten. Ich hätte einen anderen Antagonisten als einen derartig blutleeren gewählt oder aber ihm einen entsprechenden Charakter verpasst.


Aufgelockert wurde dieses Werk stellenweise durch homorvolle Dialoge, wie beispielsweise dieser (Barbara zu Helen):

»Das kann ich nicht. Ich hab einen Ruf zu verteidigen.« Barbara nahm dankend ein Stück Torte entgegen und machte sich mit Genuss darüber her. »Euer Schlankheit sollten wenigstens versuchen, sich uns anzugleichen und ein wenig in die Breite zu gehen. Haben Sie mal dran gedacht, Querstreifen zu tragen?«
 
H

hamlok

Guest
Ich bin mal gespannt, was du zu Band 12 sagst. Da bin ich damals ausgestiegen. Band 11 nervte mich auch schon. Ich werde es aber irgendwann mal mit Band 13 versuchen. Vielleicht sieht man die Bücher mit etwas zeitlichen Abstand und zunehmender Reife (Hust! :p) nochmal anders. Ich habe die Bücher damals kurz nach dem Erscheinen gelesen.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Ich bin mal gespannt, was du zu Band 12 sagst. Da bin ich damals ausgestiegen. Band 11 nervte mich auch schon. Ich werde es aber irgendwann mal mit Band 13 versuchen. Vielleicht sieht man die Bücher mit etwas zeitlichen Abstand und zunehmender Reife (Hust! :p) nochmal anders. Ich habe die Bücher damals kurz nach dem Erscheinen gelesen.
Band 12 werde ich demnächst lesen und ich denke, ich gehe die Reihe auch bis zum Schluss durch. Zwischendrin fand ich zwei Bücher ja auch schon mal nicht so gut, dann aber 8 bis 10 wiederum klasse.
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Gestern habe ich Band 12 - Wer die Wahrheit sucht - ausgelesen. Nun ja ...




Dieses Buch ist kein typischer Inspector-Lynley-Krimi, da dieser nur eine kleine Nebenrolle spielt. Havers glänzt leider durch völlige Abwesenheit. Hauptprotagonisten sind Simon St. James und seine Frau Deborah. Speziell letztere möchte mit allen Mitteln die Unschuld ihrer Freundin aus den USA beweisen.


Der sehr nuancenreiche Handlungsrahmen besteht aus zwei Ebenen. Die erste spielt zur Zeit der Besatzung der Insel Guernsey im Dritten Reich mit all ihren Schrecken. Schön herausgearbeitet finde ich die Schaffung einer parallelen Welt durch einen der damaligen Protagonisten, um dadurch einstige Verbrechen zu verleugnen und vergessen.


Die zweite Ebene besteht vordergründig aus einer Vater-Sohn-Beziehung, wobei jedoch auch die Mutter eine entscheidende Rolle spielt. Auch andere Kinder-Eltern-Beziehungen werfen ihre Schatten.


Psychologisch legt die Autorin sehr gut dar, wie weit Geschehnisse und Erlebnisse aus der Kindheit nicht nur in die Gegenwart hineinreichen, sondern das Leben sowie die Handlungen eines Menschen entscheidend prägen.


Sowohl die Charakterstudien wie auch die ausführlichen Schilderungen der Insel Guernsey waren wieder sehr umfangreich, teilweise empfand ich sie jedoch als zu langatmig. Dann wiederum bricht die Erzählung ab, gerade wenn man meint, jetzt zählt es. Auch gibt es meiner Ansicht nach zu viele Nebenstränge, die man hätte wesentlich kürzer fassen können. Auf der anderen Seite wiederum bleiben viele Details auch nach der Auflösung im Dunkeln.


Das Buch ist in meinen Augen eher eine psychologische Studie als ein Kriminalroman, auch wenn der Mord an dem Unternehmer Brouard eine zentrale Rolle spielt.


Welches Attribut jedoch das Motiv für den Mord ist, erfahren wir erst wieder ganz zum Schluss. Auswahl gibt es von Enttäuschung, über Eifersucht, Habsucht, Wut und Zorn mehr als genug.


Auch wenn St. James meistens sehr emotionslos an die Dinge herangeht, gefällt mir das entschieden besser als die emotionsbeladenen Handlungsweisen von Deborah, die ich in diesem Buch am liebsten mehrmals gegen die Wand geklatscht hätte.
 

PeterHadTrapp

Käferfahrer
Ich fand den Band sehr klasse. Zunächst hat mich auch gestört, dass die gewohnten Protagonisten nur Randfiguren sind, aber je länger ich gelesen habe, umso besser hat es mir gefallen vielleicht gerade weil hier andere handelnde Figuren im Mittelpunkt stehen.
Über den wunderbaren Erzählstil von Elizabeth George braucht man eh nichts mehr zu sagen, das ist einfach toll in seiner Tiefe und Sorgfalt.
Außerdem mag ich eh so \"richtig dicke Schwarten\" an denen man länger als nur ein paar Tage liest.


Gruß
Peter
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Buch 13 dieser Serie - Wo kein Zeuge ist


Keiner der bisherigen Bände hat mich emotional dermaßen berührt, wie dieser. Abscheu, Hass, unbändige Wut und Mordgedanken gingen mir nicht nur ein Mal durch den Kopf.


Kriminalroman und Drama. Serienmörder, Trittbrettfahrer, Schicksalsschlag. Unter diesen Oberbegriffen kann man den 13. Band - Wo kein Zeuge ist - dieser Reihe grob einordnen. Mehrere ineinander greifende Handlungsstränge prägen das Geschehen - und nicht immer wird man sogleich schlau daraus.


In diesem Buch hat Elizabeth George wieder viele falsche Fährten gelegt, in denen man sich regelmäßig verirrt. Die Charaktere sind ebenfalls gewohnt gut ausgearbeitet. Wie bisher in keinem anderen in dieser Häufung geschehen, geben sich die zwischenmenschlichen Konflikte in diesem Buch die Klinke in die Hand.


Ein Serienmörder macht London unsicher und schlachtet gestrauchelte, männliche Jugendliche mit kriminellen und uninteressierten Eltern auf grausame Art und Weise ab. Die Mehrzahl der Opfer ist farbig; und die Polizei will natürlich mit allen Mitteln Rassenunruhen vermeiden.


Um ferner schlechter Presse zu entgehen, will AC Hillier Portraits der ermittelnden Beamten durch einen Journalisten erstellen lassen. Die Wahl fällt ausgerechnet auf das Revolverblatt Source. Das erste ›Opfer‹ ist Inspector Lynley, der, indem er den Focus auf sich konzentriert, seine Kollegen - und hier vor allem Winston Nkata - schützen möchte.


Zu allem Überfluss engagiert Hillier einen Profiler und erschwert Lynley und seinen Mitarbeitern die Arbeit damit noch zusätzlich.


Havers bekannte Aversion gegen sämtliche Regeln, dafür mit einem genialen Instinkt, hat die Autorin wieder gut ausgemalt.


Die privaten Sorgen der Protagonisten Lynley und Havers spielen wie gehabt eine Rolle- auch St. James und Deborah kommen nicht zu kurz. Die Tragödie im letzten Teil des Buches lässt die Fans dieser Reihe betroffen und wütend zurück.


Bei Wo kein Zeuge ist gibt es nicht nur verschiedene Fäden, sondern auch mehrere Täter. Das Ende empfand ich zumindest teilweise als sehr überraschend.


Der Handlungsverlauf war nach den beiden letzten - für mich eher durchschnittlichen Büchern - wieder absolut spannend geschildert.
 
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hamlok

Guest
Martina


Wieder einmal vielen Dank für deine Buchkritik. Das Buch ist jetzt definitiv auf meinem SUB nach oben gerutscht. Ich überlege allerdings noch, ob ich mir hier nicht noch das Ebook nachkaufe. Ich hatte zuletzt erst so einen unhandlichen dicken Wälzer, das macht nicht immer wirklich Spaß. 🙄
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Frank, aus der Inspector-Lynley-Reihe gibt es leider nicht alle Bücher als eBooks (Band 12 bis 16). Für diese habe ich bisher zumindest keine entdeckt. Wo kein Zeuge ist gehört dazu. Verstehen muss man das nicht. 😉


Freut mich, dass Dir die Rezi gefällt. ☺
 
H

hamlok

Guest
Frank, aus der Inspector-Lynley-Reihe gibt es leider nicht alle Bücher als eBooks (Band 12 bis 16). Für diese habe ich bisher zumindest keine entdeckt. Wo kein Zeuge ist gehört dazu. Verstehen muss man das nicht. 😉


Freut mich, dass Dir die Rezi gefällt. ☺

Ach ja, darüber hatten wir doch schon mal gesprochen, hatte ich wieder vergessen. Na dann, gut Holz oder wie sagt man? :p
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Band 14 - Am Ende war die Tat


Am Ende war die Tat
ist die Fortsetzung des Buches Wo kein Zeuge ist. Allerdings handelt es sich hier um keinen der üblichen Kriminalromane von Elizabeth George, sondern eine tragische Sozial- und Milieustudie der Unterschicht Londons. Die Erzählung der Geschichte des Mischlingsjungen Joel und seiner Geschwister ist auf der einen Seite psychologisch sehr gut ausgearbeitet, vor allem aber absolut erschütternd.


Die Schicksale speziell dieser Kinder und ihrer völlig überforderten Tante Kendra lesen sich fast wie Biografien. Die Charaktere sind schnörkellos und absolut eindeutig geschildert. Wer sich darauf einlässt, die Welt mit Joels Augen zu sehen, blickt in tiefste Abgründe des menschlichen Wesens.


Mit großer Tiefgründigkeit, exakten Details und schonungsloser Brutalität zeigt die Autorin auf, wie es aufgrund von Joels Lebensumstände sowie der Ereignisse, in die er eingebunden wurde, zum Mord an Helen und ihres ungeborenen Kindes kommen konnte.


Das Lokalkolorid ist so gut, das man meint, selbst an den jeweils beschriebenen Orten zu verweilen. Ich war noch nie in London, hatte die beschriebenen Stätten beim Lesen jedoch plastisch vor Augen.


Die Story habe ich jedoch teilweise als zu langatmig und mit zu vielen Wiederholungen ein und desselben Geschehens empfunden. Ich denke jedoch, dass liegt daran, dass mein Anspruch beim Lesen eher auf Spannung als auf tiefgründige Milieuschilderungen ausgerichtet ist.


Verschiedene Antworten auf Fragen, die sicherlich nicht nur mir durch den Kopf gegangen sind, fehlen in meinen Augen:

  • Weshalb wurde Helen Lynley als Opfer auserkoren?
  • War sie nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort oder wurde sie explizied ausgewählt?
  • War der Mord ein Versehen, ein Unfall oder eiskalte Planung?
  • Wenn Letzteres, warum?
  • Hat der Artikel über Lynley in der Source hierbei eine Rolle gespielt?
  • Gibt es Berührungspunkte zwischen Lynley und The Blade?


Sprache und Stil des Buches haben mich begeistert. Elizabeth George ist eine Autorin über deren schriftstellerisches Können man nicht diskutieren muss. Zudem hat mich dieses Werk ausgesprochen nachdenklich zurückgelassen. Kinder sollten nirgendwo so aufwachsen müssen.
 
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PeterHadTrapp

Käferfahrer
Hallo Martina,


das hast Du wirklich sehr gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht. Ich stimme Dir in allen Punkten zu, sehe nur das hier:

Die Story habe ich jedoch teilweise als zu langatmig und mit zu vielen Wiederholungen ein und desselben Geschehens empfunden. Ich denke jedoch, dass liegt daran, dass mein Anspruch beim Lesen eher auf Spannung als auf tiefgründige Milieuschilderungen ausgerichtet ist.
anders, denn ich mag das gerade sehr gerne (ich mochte sogar \"Tellkamps Turm\") und weiß, dass ich bei Elizabeth George diese in die Tiefe gehenden Betrachtungen und Schilderungen erwarten kann.


Gruß
Peter
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
das hast Du wirklich sehr gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht. Ich stimme Dir in allen Punkten zu, sehe nur das hier:
... anders, denn ich mag das gerade sehr gerne (ich mochte sogar \"Tellkamps Turm\") und weiß, dass ich bei Elizabeth George diese in die Tiefe gehenden Betrachtungen und Schilderungen erwarten kann.
Tiefgründigkeit generell finde ich auch gut, nur schweift Elizabeth George meiner Ansicht nach ab und an zu sehr ab. Auf diese Weise werden dann zum Schluss auch nicht alle Fäden entwirrt - siehe meine Fragen oben.


Als Verfechterin der Individualität finde ich unsere unterschiedlichen Vorlieben sehr gut.
:cool:
 

beedaddy

Active member
Frank, aus der Inspector-Lynley-Reihe gibt es leider nicht alle Bücher als eBooks (Band 12 bis 16). Für diese habe ich bisher zumindest keine entdeckt. Wo kein Zeuge ist gehört dazu. Verstehen muss man das nicht. 😉
Weil mich die Serie auch interessiert, habe ich mal beim Verlag nach den fehlenden eBooks gefragt. Wie zu erwarten war, haben sie bei diesen Titeln nicht die entsprechenden eBook-Rechte. Wenn man ihnen Glauben schenken darf, versuchen sie sich jedoch nochmals daran. Sollte das gelingen, werde ich in die Serie wohl auch einsteigen. 😉
 

Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Band 15 - Doch die Sünde ist scharlachrot


Doch die Sünde ist scharlachrot
war wieder ein Buch der Inspector-Lynley-Reihe, bei dem ich während des Lesens ziemlich gemischte Gefühle hatte.


Nach dem Tod von Helen wandert Lynley an der Westküste von Cornwall entlang, kümmert sich kaum um Essen und Trinken und erst recht nicht um die Körperpflege. Menschen meidet er bis zu dem Zeitpunkt, an dem er in den Klippen einen Toten findet.


Auf der einen Seite gefällt es mir, dass Lynley nach dem Schicksalsschlag, der ihn getroffen hat, wieder so langsam aus seinem Schneckenhaus heraus gekrochen kommt, andererseits geht mir die Autorin zu wenig auf seine Gefühle ein, das - was er denkt und was ihn bewegt.


Überhaupt nicht verstanden habe ich, dass er sich von DI Hannford dermaßen - fast schon im Sinne von obrigkeitshörig - in den Fall einbinden lässt - auch wenn er teilweise eigene Wege geht. Der Alten hätte ich was gehustet.


Gut gefallen hat mir, dass Havers zur Unterstützung nach Cornwall geschickt worden ist.


Das Lokalkolorit und die Charaktere hat George wieder sehr ausführlich, detailliert und plastisch beschrieben. Auch gibt es erneut mehrere Handlungsstränge, die alle mehr oder weniger mit dem Mord in Zusammenhang stehen. Einige - in meinen Augen - unwichtige Geschehnisse hätten allerdings gut weggelassen werden und andere hätte man etwas straffen können. Dann wäre das Buch sicherlich auch spannender gewesen.


Die Auflösung empfand ich zwar als durchaus schlüssig, doch sehr unbefriedigend, da der Täter nicht zur Verantwortung gezogen werden konnte.


Stil und Sprache sind wie gewohnt auf einem hohen Niveau.


Mal schauen, ob die zarten Bande, die sich in diesem Buch andeuten, in den folgenden Bänden ausgebaut werden und eventuell sogar Bestand haben.
 
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