Ich mache mal folgende Rechnung auf: Wenn es gestern drei Stunden gedauert hat, bis die Färbung verschwunden war, und heute dauerte es etwa eine Stunde, bis man einigermaßen unbeeinträchtigt lesen kann, wird sich diese Frist künftig hoffentlich weiter reduzieren, bis sie dann vielleicht bald ganz verschwunden ist... 🙄
... und so ist es tatsächlich (fast) geworden. Zum einen ist beim Starten der "Blaueffekt"
deutlich geringer als nach der Auslieferung, und zum zweiten hat sich die Zeit bis zum störungsfreien Lesenkönnen weiter reduziert auf vielleicht 15 oder 20 Minuten. Dann allerdings tut sich kaum noch etwas, die Restbläue bleibt bestehen, auch wenn man sie (durch den Gewöhnungseffekt, der unzweifelhaft besteht) praktisch nicht mehr wahrnimmt. Beim testweisen Umdrehen des Readers ist es aber noch zu erkennen. Dennoch: Das ist Jammern auf hohem Niveau und ein
unglaublicher Unterschied zum Auslieferungszustand, von dem ich leider keine Fotos habe. Also mein Tip: Gebt Eurem Oasis eine Chance! Lasst ihn sich einbrennen! Und entscheidet erst nach 20 Stunden Beleuchtung. Es lohnt sich nämlich zu warten. ☺
Überall ist zu lesen, das Gerät sei eine Fehlkonstruktion, da es nur mit angedockter Hülle vergleichbar sei mit anderen Readern und ohne Hülle andauernd aufgeladen werden müsse. Das sehe ich grundsätzlich anders: Der Oasis braucht natürlich wie jeder andere Reader auch einen normal dimensionierten Akku, um auf normale Laufzeiten zu kommen. Das ist physikalisch gar nicht anders möglich, das wäre sonst Zauberei. Beim Oasis besteht nun die Option, diesen normalen Akku vom Gerät zu
trennen, um das Gerät leichter zu machen. Das ist der zentrale Punkt. Ob man es macht oder nicht, bleibt einem selbst überlassen. Wenn man es nicht macht, hat man einen normalen Reader mit normalem Gewicht, und wenn man es macht, hat man ein
schwereloses Leseerlebnis. Die Möglichkeit zu einem schwerelosen Leseerlebnis ist das, was man beim Oasis als Option dazu erhält. Der Oasis ist also eine Art Paperwhite, bei dem man den Akku herausnehmen kann.
Und da der Reader nach jeder (bei mir: maximal vierstündigen) Sitzung mit dem angedockten Akku wieder aufgeladen wird, hat man auch immer wieder die neue Möglichkeit, eine weitere (vierstündige) Sitzung mit dem superleichten Reader durchzuführen. Du kannst also jeden Tag stundenlang federleicht lesen. Wer liest denn mehr als vier Stunden? Man muss halt immer nach dem Lesen den Akku wieder andocken, denn der Akku gehört zum Gerät. Von daher ist die Oasis-Hülle nicht mit den Hüllen für andere Reader zu vergleichen, die man je nach Laune entweder anlegt oder es bleiben lässt - die Oasis-Hülle ist etwas eigenes, die Juristen sagen dazu
sui generis. Der Oasis und seine Hülle bilden eine Einheit, die lediglich zum Lesen getrennt werden kann.
Abgesehen davon kann ich nur jedem Kritiker raten, der jetzt das Gerät aufgrund der technischen Daten ablehnt und herunterschreibt, es erst mal in die Hand zu nehmen. Dann wird alle Theorie grau - ich versichere, es ist ein tolles Gefühl, dieses edle und völlig schwerelose Teil in Händen zu halten. In dem Moment ist mir der Preis nicht gerade egal, aber er wird sehr sekundär. Botschaft an Amazon: Ziel erreicht - Vermittlung aber verbesserungswürdig.
So weit, so gut. Es gibt auch negative Kritikpunkte:
Also ich finde das Aufklappen blöd. Man kann den Deckel kaum richtig anfassen. Ebenso ist er im Weg, wenn er beim Lesen umgeklappt ist und hinten magnetisch festgehalten wird, dann kann man den angedockten Reader kaum fassen und vom Akku abziehen. Außerdem finde ich die Fettfinger um die Blättertasten herum wirklich nicht sehr appetitlich. ☹ Und meine Befürchtungen wegen der kurzen Akkulebensdauer aufgrund der häufigen Ladezyklen wurden jetzt von computer base bestätigt. Außerdem sind die Buchstaben (mit Ausnahme des klotzigen Helvetica-Fonts) wirklich grenzwertig dünn.
Apropos "Hülle": Es ist ja gar keine richtige Hülle, sondern, wie gesagt, nur der ausgegliederte Hauptakku plus Klappdeckel für das Display. Auf der Rückseite ist es überhaupt keine Hülle, dort befindet sich nur der externe Akku selbst, der mit dem dünnen Leder beklebt ist. Vorne besteht die filigrane Konstruktion dann aus einer Art dünnem Pappdeckel, der von dem dünnen Leder überzogen ist und an einen Bierdeckel erinnert. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, mit wie wenig Kraft er in der Mitte durchgeknickt werden könnte. Er ist nicht viel mehr als bloß ein Kratzschutz für das Display. Den Materialwert dieser "Hülle" schätze ich, wenn man den Akku abzieht, der ja ein technisches Bauteil ist, auf vielleicht 10 oder 20 EU. Die Hülle meines Kindle PW jedenfalls dürfte -zigfach härtere Schläge und Stöße absorbieren.
Aber das ist mir egal.
Ich bin begeistert von dem Teil! Das helle und geschmackvoll abgetönte Display wirkt gerade bei Tageslicht wie
blütenweißes Porzellan, insbesondere wenn man die Beleuchtung mit dazu nimmt. Der filigrane, gestochen scharfe schwarze Text vor dem hellen, leicht elfenbeinfarbenen Hintergrund strahlt dich förmlich an. Das wirkt absolut edel und sieht (wie ich finde) besser aus als jede bedruckte Buchseite. Das gilt natürlich auch für die anderen Reader mit diesem Display, schätze ich. Ich werde dieses edle und federleichte Porzellantäfelchen jedenfalls erst mal nicht mehr aus der Hand geben! ☺