Ist ja lustig - ich habe diese Diskussion erst jetzt entdeckt, muss da aber wirklich unbedingt meinen Kommentar dazu abgeben, nicht nur, weil die Schreibweise mit den -innen nervt (und automatisch zur Frage führt, was mit außen ist), und nicht nur, weil es eine bestimmte Ideologie ist, die hinter diesem Sprachgebrauch steht, sondern auch, weil diese Regelung auch viele Dinge in der Sprachen nicht mehr formulierbar und ausdrückbar macht, eine Sache, die mich, da es auch im Schulbuchbereich natürlich Thema ist, ziemlich nervt.
Um es vorweg zu schicken: Eric uns Co. haben aus meiner Sicht nicht nur Recht, sondern ein Sprachgebrauch, der zwanghaft die geschlechtlichen Unterschiede betont oder betonen will, ist logischerweise sexisitisch. Das umso mehr, als im Deutschen (auch im Österrreichischen, glaube ich), spezifische Begriffe für männliche Angehörige bestimmter Berufe fehlen. Er gibt, um eine Beispiel zu nennen, keinen Lehrero, Lehrerus oder so, sondern um anzugeben, ob ein Lehrer männlichen Geschlechts ist, muss man diesen explizit als "männlichen Lehrer" umschreiben. Einen Möglichkeit, wie durch anhängen von -in die Ausübende als eindeutig weiblich zu bezeichnen, fehlt eindeutig für Männer.
Da Berufe und Tätigkeiten ja kein Geschlecht haben (biologisch, nicht grammatisch), sind die generischen Formen ja ursprünglich genau dazu dagewesen, Menschen zu bezeichnen, die einer bestimmten Tätigkeit nachgehen, unabhängig vom Geschlecht. Dass das grammatische Geschlecht nicht deckungsgleich mit dem biologischen ist, zeigt sich ja unter anderem darin, dass im Plural das Geschlecht oft wechselt: der Lehrer, die Lehrer. Hiermit ist ja nicht ein Mann und eine Gruppe von Frauen gemeint. Und ein Satz wie: 80 % aller Hauptschullehrer sind Frauen ist ja anders sinnvoll nicht formulierbar: 80 % aller Lehrer/-innen sind Frauen? Generische Formen ermöglichen ja gerade, sich über Tätigkeiten zu kommunizieren, wobei das Geschlecht des Betreffenden keine Rolle spielt.
Die Behauptung, dass Frauen bei generischen Formen, dass Frauen "nur mit gemeint" währen, ist natürlich richtig, trifft aber in gleichem Maße auch für Männer zu, es ist das Wesen allgemeiner Formulierungen, untergeordnete Gruppe mitzumeinen.
Die Formulierung Lehrer und Lehrerinnen bedeutet hingegen nur im Umkehrschluss (alle weiblichen Lehrer sind Lehrerinnen, also muss mit Lehrer der männliche Rest gemeint sein) eine Differenzierung nach Geschlecht, meint aber dasselbe wie "alle Lehrer".
Die Umdefinition aus dem generischen in eine männliche Form kommt tatsächlich aus dem genderistischen (wobei Gender ja, ironischerweise, im englischen gerade das grammatische Geschlecht, im Gegensatz zum Sexus, dem biologischen, beschreibt) in der üblichen Intention, Frauen als Opfer (sogar in der Sprache ausgegrenzt) zu konstruieren, Männer als Täter. Man denke nur an weitere sprachliche Absurditäten wie den Versuch, "man" und Mann gleichzusetzen, frau ist immer benachteiligt. Und hier sieht man auch, was beabsichtigt war: Frau wird stark betont, während Männer sprachlich noch weiter in Hintertreffen geraten. Siehe auch die Ausbildungsberufe: Was lernt den ein Bube: vielleicht Mediengestalter/-in. Oder sind es 2 verschiedene Berufe, die da gelehrt werden, Mediengestalter oder Mediengestalterin. Und kann der Knabe frei wählen?
Die Untersuchungen, in denen sich Frauen eher angesprochen fühlen, wenn Sie explizit im Geschlecht aufgeführt werden, unterliegen ja, wohl zu recht, heftiger Kritik, auch, weil dies natürlich auch für Männer gilt, die ja gar nicht angesprochen werden. Ein schönes Beispiel sind ja auch die Erzieherinnen, bei denen sich offiziell ja niemand die Mühe macht, von Erzieher/-innen zu reden, obwohl ja angeblich männliche Erzieher (schon wieder) gefördert werden sollen.
Nun ja, ein weites Feld. Zusammenfassend ist der Gebrauch von .innen in allen Derivaten nicht gerecht, sondern im Gegenteil ungerecht, steht einer Gleichberechtigung der Geschlechter entgegen und ist leztlich nur Zeugnis einer misandrischen Ideologie. Ich möchte damit niemanden angreifen, natürlich kann man solch einen Standpunkt einnehmen, aber das mit Motivation oder Gerechtigkeit zu begründen, ist schlichtweg falsch. Und es ist schade, weil Sprache damit noch stärker politisch instrumentalisiert wird und die Möglichkeiten des Ausdrucks in einer Sprache verringert. Es passt natürlich zu Zeitgeist.
Übrigens: dass die Hauptvertreter des gender"gerechten" Sprachgebrauchs, der Staat, selbst nicht daran glaubt, zeigt sich dort, wo sprachliche Exaktheit unbedingt notwendig ist, nämlich in den Gesetzestexten. Dort wird auf jede /-innen Form verzichtet, ein Täter kann männlich oder weiblich sein, wenn geschlechterspezifische Benennung notwendig ist, wird eindeutig von Mann oder Frau gesprochen.
QED
PS: Und über den "gender-pay-gap" ließe sich auch hier trefflich streiten, Artefakt oder real, freier Lebensentwurf oder patriarchale Unterdrückung.
Das ist auch das Einzig, was mich an CME stört, aber es ist dennoch eine erstklassige Seite an Informationen, das ist ja nicht von der politischen Ausrichtung abhängig. Und das Schöne ist: Viele der Argumente und Gegenargumente gibt es mittlerweile als E-Buch.
Also, nichts für unGut.
Altschneider