Pocketbook TL3 im Vergleich mit Sense und Muse

Hallo Zusammen!


Vor ein paar Tagen habe ich mir einen TL3 von Osiander gegönnt, quasi als Upgrade zum bisher verwendeten TL2. Dann habe ich ein Buch, von Kapitel zu Kapitel abwechselnd, auf dem TouchLux 3, dem Pocketbook Sense und dem Bookeen Muse Frontlight gelesen, um die Unterschiede im Lesebetrieb deutlicher zu spüren.


Denn in sämtlichen Tests wird zwar immer die Hardware- und Zusatzsoftware-Funktionalität bis ins kleinste Detail überprüft, aber keiner der Redakteure nimmt sich offenbar die Zeit, auch mal das eine oder andere Buch auf dem jeweiligen Testgerät zu lesen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass z.B. niemand bemerkt zu haben scheint, dass die Pocketbook Geräte, unter der aktuellen Firmware, Kursivschrift nicht mehr korrekt darstellen können. Aber ich greife vor...


Die drei genannten Reader scheinen mir halbwegs vergleichbar, weil alle inkl. Cover zwischen 120,- und 150,- Euro kosten, einen SD-Slot und Blättertasten haben, dafür aber keine Sleepfunktion (via Cover) und auch nicht wasserfest sind. Außerdem unterstützen alle die Ordnernavigation, was für mich sehr wichtig ist. Für den Vergleich habe ich auf den drei Geräten die Schrift \"Roboto LT Medium\" mitsamt der zugehörigen Kursivschrift installiert. Der PB Sense verfügt über ein Pearl-Display, die beiden anderen Reader über eines der Carta-Generation.


Um mal gleich mit dem Display anzufangen: Hier hat mich der TL3 ein klein wenig enttäuscht. Die Farbtemperatur ist sehr, sehr warm, und es zeigt sich ein ziemlich starker Helligkeitsverlauf. Das Display ist also unten deutlich heller als oben. (Ich hoffe, dass man das auf meinem unfachmännischen Foto halbwegs erkennen kann.) Die Schrift wird aber erwartungsgemäß recht scharf dargestellt, und es bilden sich auch praktisch keine Wolken. (Siehe Bildmitte.)


[align='center']
[/align]


Der Pocketbbok Sense, im Bild links, ist deutlich gleichmäßiger ausgeleuchtet, erreicht aber nicht die Bildschärfe der Carta Geräte und liefert eine graublaue, kühle Farbtemperatur.


Nur der Bookeen Muse, im Bild rechts, hat ein wirklich annähernd weißes Display, zeigt dafür aber am unteren Bildschirmrand eine unschöne Wolkenbildung. Wenn man im Lesebetrieb dort die Fußzeile hinlegt, irritiert das nicht besonders, aber wenn man ohne Fußzeile lesen möchte, sind die Wolken ein echter Störfaktor.


Beide Pocketbook Reader sind leider nicht in der Lage, die zum eigentlichen Font gehörende Kursivschrift zu verwenden. Schaut euch mal die Textzeile \"Ich muß Jennifer absagen. Unbedingt!\" an, und ihr wisst, was ich meine. Der Bookeen verwendet die korrekte Kursivschrift, TL3 und Sense hingegen nicht. Auch können die PB Reader in der erste Zeile eines jeden Absatzes nicht trennen, womit der Bookeen, (genauso wie die Kobo Reader mit neuster Firmware), kein Problem hat.


Aber um jetzt nicht endlos zu schwafeln, hier die in meinen Augen wichtigsten Stichpunkte:


Pocketbook TL3


+ Günstiger Preis
+ Scharfe, konstrastreiche Darstellung
+ Praktisch keine Wolkenbildung
+ Brauchbare, frei belegbare Tasten
+ Leistungsstarke Firmware mit vielen Einstellmöglichkeiten
+ Brauchbare Cover verfügbar
+ Gute Shop-Anbindung durch Osiander


- Sehr ungleichmäßig ausgeleuchtetes Display
- Fehlerhafte Darstellung von Kursivschrift
- Keine Trennungen in der ersten Zeile eines Absatzes
- Sehr fummelige Einstellung der Schriften und Schriftgrößen
- Etwas großes, klobiges Gehäuse


Pocketbook Sense


+ Sehr handlich
+ Sehr gut ausgeleuchtetes Display
+ Praktisch keine Wolkenbildung
+ Leistungsstarke Firmware mit vielen Einstellmöglichkeiten
+ Brauchbares Cover mitgeliefert


- Display in Sachen Schärfe und Kontrast dem der Kontrahenten unterlegen
- Fehlerhafte Darstellung von Kursivschrift
- Nur sehr bedingt brauchbare Blättertasten
- Keine Trennungen in der ersten Zeile eines Absatzes
- Sehr fummelige Einstellung der Schriften und Schriftgrößen
- \"Wakeup-Bug\", also 10 Sekunden ohne Funktion nach dem Hochfahren
- Keine gute Shop-Anbindung
- Etwas zu hoher Preis


Bookeen Muse Frontlight


+ Recht handlich
+ Annähernd weißes Display ohne Helligkeitsverlauf
+ Völlig fehlerfreie Firmware
+ Sehr gut funktionierende Blättertasten
+ Korrekte Darstellung von Kursivschrift
+ Trennungen auch in der ersten Zeile eines Absatzes
+ Sehr einfache Einstellung der Schriften und Schriftgrößen


- Wolkenbildung am unteren Displayrand
- Weniger Schriftgrößen als bei den PB Geräten
- Minimalwert von Rändern und Zeilenabständen zu groß
- Touchscreen-Bedienung manchmal etwas ungenau
- Nur sehr billiges, schlecht schließendes Cover verfügbar
- Unbrauchbare Shop-Anbindung


Ich glaube, das waren die, aus meiner Sicht, wichtigsten Punkte. Natürlich gibt es noch mehr Unterschiede. So bietet der Bookeen z.B. einen \"Nachtmodus\", der mir aber völlig egal ist, weil ich nie weiß auf schwarz lese. Der PB Sense hat hingegen einen Helligkeitssensor, den ich jedoch stets deaktiviert lasse. Die Gewichtung bleibt natürlich jedem selbst überlassen.


Da mich der Helligkeitsverlauf des TL3 beim Lesen ziemlich stört, landet er in meiner persönlichen Rangliste dieses Vergleichs nur auf Platz 3. Die fehlerhafte Pocketbook Firmware und das Pearl Display verhindern den Testsieg des Sense, obwohl er wirklich hervorragend in der Hand liegt und sehr gleichmäßig ausgeleuchtet ist.


Mein persönlicher Favorit dieser drei Geräte ist der Bookeen, wenngleich die Wolkenbildung, die grobgerasterten Einstellmöglichkeiten und das schlechte Cover ein bißchen den Spaß verderben. Für mich perfekt wäre eigentlich ein Sense mit fehlerfreier Firmware und gleichmäßig ausgeleuchtetem Carta-Display. Aber sowas gibt leider nicht.


Falls ihr noch Fragen zu dem einen oder anderen Punkt aus der Telegrammstil-Übersicht habt, dann fragt bitte.


Grüße, Christoph
 

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Martina Schein

Freizeit-Nerd-Grufti
Danke für die Vergleiche der Reader und den wirklich ausführlichen Bericht, Christoph.


Ich habe ja so etwas mit dem PocketBook Touch Lux 3 als Reserve-Reader geliebäugelt, aber ein ungleichmäßig ausgeleuchtetes Display ist für mich rein gar nichts. Mit allen anderen der von Dir angeführten Negativpunkten könnte ich ja leben, aber nicht mit diesem. Ganz besonders nicht, nachdem ich in Sachen Display ja nun mehr als nur etwas verwöhnt - man könnte auch sagen ›für schlechtere auf ewig verdorben‹ bin.
 
aber ein ungleichmäßig ausgeleuchtetes Display ist für mich rein gar nichts.

Das geht mir ähnlich. Dabei gibt das Foto den (subjektiv empfundenen) Unterschied noch gar nicht vernünftig wieder. Wenn man die beiden oberen und die beiden unteren Zeilen zusammenklebt, bekommt man schon eher einen Eindruck des Unterschieds.


[align='center']
[/align]


Aber wie gesagt, dieses \"Unwohlsein\" beim Lesen ist eine rein subjektive Sache. Andere stört der Helligkeitsverlauf mit Sicherheit überhaupt nicht. Das kennen wir ja auch vom Kindle Voyage.
 

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Ingina

New member
Danke, ein interessanter Test. Das mit dem Kursivtext, der falsch dargestellt ist, bestätige ich sofort. Und das etwas unhandlich Einstellen der Schriftgröße find ich auch nicht sehr gelungen.
Aber, mein Display sieht anders aus. Auch T3 von Osiander
image.jpg


Die falsche Kursivschrift beim Pocketbook ist hoffentlich erkennbar. Rechts ist ein Kobo H2O, Schrift einmal Roboto Medium, bei dem Kobo Roboto regular, beide Beleuchtung knapp unter 50%, hier ist es sehr hell im Zimmer.
 

Minerva

Member
Hallo Christoph,


gute Idee, vielen Dank für diesen Vergleich!


Alltagsbetrieb ist doch das, wofür ein Reader benötigt wird und solche Erfahrungswerte finde ich immer immens wichtig. Mittlerweile bin ich zwar gerätetechnisch bestens versorgt, aber für Beratungen ist ein erweiterter Wissenshorizont immer gut und Sense sowie den Bokeen habe ich zum Beispiel noch nie persönlich gesehen.


Was den Touch Lux 3 angeht, so habe ich ihn seit letzter Woche auch hier, als Ersatz für das Vorgängermodell. Wie bei diesem auch, scheint es auch bei den aktuellen Geräten wieder eine deutliche Serienstreuung zu geben, das hatte im Thread zum Display des 3er schon geschrieben. Die war ja beim Touch Lux 2 wirklich extrem und auch jetzt wirkt es so, als gäbe es erneut keine einheitliche Linie. Schade, so kommt es mal wieder bei den Pocketbook-Geräten ganz besonders auf jedes einzelne Exemplar an.


Das Display hier (auch Osiander-Reader) ist annähernd weiß und die Farbtemperatur geht minimal ins Kühle, was aber erst neben dem elfenbeinfarbenen H2O auffällt, also nur ein Hauch. Kein Vergleich zum bläulichen Display meines alten Pocketbooks und anscheinend auch nicht zu Deinem Modell. Den Helligkeitsverlauf habe ich hingegen ebenfalls, das Display ist oben spürbar dunkler, aber gleichmäßig nach unten, weder fleckig noch im Wechsel. Da bin ich vom Vorgänger eine ganz andere Darstellung gewohnt gewesen, jetzt alles innerhalb meines Toleranzbereiches.


Martina:
Für Dich wäre der Touch Lux 3 wohl wirklich nichts, denn mit der sich nach unten hin leicht intensivierenden Beleuchtungsintensität solltest Du wohl rechnen und das wäre ja ein K.O.-Kriterium.


Mir gefällt das Gerät, es ist wesentlich besser als der Vorgänger und darf gerne als Zweitreader bleiben - an den H2O reicht eh nichts heran, das ist sowieso klar 😉
 
Das Display hier (auch Osiander-Reader) ist annähernd weiß und die Farbtemperatur geht minimal ins Kühle, was aber erst neben dem elfenbeinfarbenen H2O auffällt ... Den Helligkeitsverlauf habe ich hingegen ebenfalls, das Display ist oben spürbar dunkler, aber gleichmäßig nach unten, weder fleckig noch im Wechsel.

Ist ja interessant. Minimal kühl? Mein Display ist fast schon gelb. 😉


Der Helligkeitsverlauf ist tatsächlich absolut gleichmäßig. Deshalb sprang er mir, bei heller Umgebung, auch nicht sofort ins Auge. Erst beim Lesen im abgedunkelten Raum hat er mich gestört.
 

Ingina

New member
Bitte sehr
Licht aus, Spot an
Beide mit 100% Licht, beide mit Roboto regular
Beim Pocketbook nutze ich aber normal Roboto medium, da sind die Unterschiede am Display schon erkennbar.
Aber hier ist es ja zum Vergleich
image.jpg


Die hellen Stellen bem Pocketbook fallen mir normal nicht auf, und der Kobo sieht in echt nicht so gelb aus sondern schön gräulich, weiß
Aber Handyfoto, das ist ja doch was anderes wie das Auge.
und noch was vergessen, natürlich im Raum ohne Fenster, also wirklich dunkel
 
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Minerva

Member
Ist ja interessant. Minimal kühl? Mein Display ist fast schon gelb. 😉
Im Vergleich zu meinem Kobo auf jeden Fall, als gelb kann ich meines nicht bezeichnen - aber mir stehen auch nicht so viele Geräte zur Verfügung und meine Erfahrungswerte beschränken sich hauptsächlich auf vier Touch Lux 2 in meinem Leben
:cool:



Der Helligkeitsverlauf ist tatsächlich absolut gleichmäßig. Deshalb sprang er mir, bei heller Umgebung, auch nicht sofort ins Auge. Erst beim Lesen im abgedunkelten Raum hat er mich gestört.
So ging es mir auch, es hat etwas gedauert, anders als beim Touch Lux 2, mein aktuelles Modell ist unten hell, wird dann spürbar dunkler und oben wieder heller - nicht so angenehm. Als Ersatz für dieses Gerät, da ich den H2O nicht mitnehme, ist es in meinem Fall daher eine eindeutige Verbesserung. Würde ich mir einen Erstreader holen, wäre der Helligkeitsverlauf hingegen ein echtes Problem, unterwegs bei Tageslicht merke ich das ja nicht wirklich.


Aber gut, dass es nicht nur mir so erging, nicht sofort gesehen zu haben, dass der Helligkeitsverlauf besteht, selbst jemandem mit so einem geübten Auge wie Dir, das beruhigt mich wirklich.
 

Ingina

New member
Ja, SLR ist meist schöner, aber so umständlich
:o

Im normalen Lesebetrieb sehe ich von diesen Lichthöfen nichts und das Display ist eindeutig weiß, bis bläulich. Da sind also schon ganz schöne Unterschiede von Gerät zu Gerät.
Überwiegend ist und bleibt aber der Kobo im Einsatz
 

Minerva

Member
Christoph, ist es denn in Deinem Sinne, wenn hier noch weitere Erfahrungswerte mit den eigenen Geräten eingebracht werden? Sind solche Rückmeldungen auch für Dich interessant?


Im normalen Lesebetrieb sehe ich von diesen Lichthöfen nichts und das Display ist eindeutig weiß, bis bläulich. Da sind also schon ganz schöne Unterschiede von Gerät zu Gerät.
Wirklich enorm, nur die Lichthöfe sind überall vorhanden, wie es scheint...
 
Man erkennt den erwähnten Lichthof übrigens auch auf Chalids Bild recht gut. Allerdings hatte wohl auch er ein \"kühles Display\" im Test. Demnach ist die Streuung in Sachen Farbtemperatur wirklich recht groß.
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Prle

New member
Danke für Deine Mühe Christoph. Also was es mich persönlich angeht, so bin ich echt zufrieden mit der Gleichmäßigkeit der Beleuchtung beim TL 3 (wahrscheinlich ist diese aber auch nicht perfekt, wenn man sie ganz genau unter die Lupe nimmt), die Verbesserung zum Vorgängermodell ist mit bloßem Auge sichtbar - und ich habe auch ein Display mit kühlerer Farbtemperatur. Ich werde mal demnächst ein Foto machen, dann haben wir noch ein Exemplar mehr zum Vergleich;-) Bis dahin
:cool:



Edit: wie versprochen, das Bild wurde angehängt, was sagen die Profis dazu? Mir fällt vor allem der Lichthof am unteren Displayrand und am linken Seitenrand - ich habe die Beleuchtungsstärke auf voll gedreht + dunkler Raum...


20150513_195931_Richtone(HDR).jpg
 
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Rys

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Mal kurz etwas weg von den Licht Temperaturen und -verläufen ;): Beim Lux² gab es ja auch diesen Wake-up-Bug. Dort wurde dieses Problem dann ja endlich mit dem Touchscreen-Kalibrierungs-Update gut gelöst. Es sollte für PB doch eigentlich nicht besonders schwierig sein, auch für den Sense ein solches \"Reparatur\"-Update bereitzustellen...
 
Mir fällt vor allem der Lichthof am unteren Displayrand und am linken Seitenrand

Der untere Rand sieht bei meinem Reader, bis auf die Farbtemperatur, recht ähnlich aus. Am linken Rand habe ich allerdings keine erwähnenswerte Erleuchtung, so wie sie dein Foto zeigt.
 
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Es sollte für PB doch eigentlich nicht besonders schwierig sein, auch für den Sense ein solches \"Reparatur\"-Update bereitzustellen...

Sollte man meinen. Allerdings dürfte sich der Sense sehr viel seltener verkauft haben, sodass hier auch ein sehr viel geringerer Druck seitens der Kundschaft herrschen dürfte.
 
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