Naja, ohne \"Raubkopien\" hätten wir vieles von unserem Kulturgut gar nicht mehr! Als Beispiel möchte ich die Werke von Shakespeare anführen, die ohne die zahlreichen (illegalen) Kopien zu seiner Lebenszeit und darauf nie bis in die heutige Zeit überlebt hätten.
Klar, aber da das Urheberrecht zu Shakespeares Zeiten noch nicht gegeben war, war quasi jede Kopie eine Raubkopie. Da ist glaube ich der Begriff nicht sinnvoll anwendbar und das Argument natürlich immer richtig, wenn auch nicht stichhaltig. Heute ist das anders.
Zudem muss die Verlagsbranche als solches meiner Meinung nach auch hinterfragt werden. In wiefern sind heutige Autoren noch auf einen Verlag angewiesen? eBooks ermöglichen ja das Selbstpublizieren wie keine andere Form. Will man heute ein Buch veröffentlichen, ist man nicht mehr auf Verläge angewiesen, die das eigene Buch publizieren können für einen (also Satz machen, Bücher drucken, geeignete Ausstellungsfläche finden), das kann heutzutage im Prinzip jeder selbst erledigen. Welchen Existensberechtigungsfrund haben heutzutage also Verlage noch (gerade für kleinere Schriftsteller)?
Das Buchwesen ist momentan in einem riesigen Umbruch, den die konservativen Verlagshäuser auzuhalten versuchen.
Bald dürften allerdings einige Werke schon unter creative commons Linzenz herauskommen, so wie es bei Musik oder OpenSource-Software eben auch schon der Fall war.
Es gab ja noch nie einen Verlagszwang in Deutschland und anderen Ländern und Autoren war es immer möglich, selbst zu veröffentlichen, wenn es auch durch die digitalen Medien wesentlich einfacher für die Autoren geworden ist.
Und das können sie ja auch tun. Nur muss man deswegen nicht die Verlage als solche in Fragen stellen. Sicher müssen sie sich, wie immer, wandeln, wenn neue Vertriebswege entstehen. Das war schon so, als Rohwohlt das Taschenbuch entwickelte, um nur ein Beispiel zu nennen. Immerhin ist ja das E-Buch nur eine von zahlreichen Medienformaten, die von Verlagen hergestellt, betreut und vertrieben werden.
Immerhin zeigen die modernen Start-Ups, Self-Publisher-Plattformen und was es alles gibt dadurch, dass sie im Prinzip die Entwicklung der heutigen Verlagsaufgaben noch einmal wiederholen und neu entdecken, von der Vertriebsplattform für den Autor bis zur Vorfinanzierung bestimmter Autoren, dass es nach wie vor einen Bedarf an diesen Dienstleistungen gibt. Bisher ist ja nichts wirklich Neues im E-Buch Bereich entwickelt worden, wenn man von der Inhaltsseite - social reading oder etwa sascha Lobos Experimenten - einmal absieht. Da tut sich natürlich einiges und man muss abwarten, ob das angenommen wird.
Alle Verlag durch die Bank als \"konservativ\" zu bezeichnen, ist wohl unsachlich, da gibt es genauso konservative und innovative Verlage wie überall sonst auch in jeder Branche. Das Verlage das, was sie tun, häufig mit gutem Grund tun, ist davon ja unbenommen. Und gerade den \"konservativen\" Verlagen geht es prächtig - die haben am wenigsten auszuhalten.
Natürlich werden auch neue Lizenzformen zunehmen, wie z.B. die Creative Commons, und es werden auch wieder Verlage sein, die sich um den Vertrieb, aber auch um die Betreuung von Inhalten, um die Finanzierung und die technische Umsetzung kümmern. Meiner Erfahrung nach wollen die meisten Autoren, ich schrieb es schon einmal, schreiben und sich nicht mit Technik, Marketing, Buchhaltung, Lizenzeinholung etc. abgeben.
Ich sehe wirklich keinen Grund, das Konzept Verlag zu hinterfragen oder auf den Prüfstand zu stellen, im Gegenteil, es erscheint mit eher im Zeitalter digitaler Medienvielfalt noch notwendiger. Und wie immer schon wird auch so mancher Verlag der Zukunft aus dem Eigenverlag eines Autors von heute entstehen - das gab es bei den Autoren, die nicht nur Schreiben wollten, ja auch immer schon. Dadurch, dass es für Autoren heute vor allem beim Vertrieb und im Satz einfacher geworden ist, bekommen wir ein größere Vielfalt - was ja nicht unbedingt schlecht ist.