Ich habe gerade einen Leserbrief an die SWT geschrieben. Falls es euch interessiert, hier der Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit einigem Erstaunen habe ich Ihren Ebook-Reader Test im aktuellen Heft gelesen. Dieser erscheint mir, für Ihre Verhältnisse, ungewöhnlich oberflächlich.
Sie erwähnen, anders als bei Tablets, bei keinem der getesteten Geräte die Firmware Version. Es ist aber z.B. ein ziemlichen großer Unterschied, ob sie ein Pocketbook Gerät mit Firmware 4.4 oder 5.2 untersuchen. Auch beim Kobo H2O unterscheidet sich die Firmware 3.7 in vielen Punkten von der 3.11.
Außerdem scheinen Ihnen sämtliche Fehler, die erst im dauerhaften Lesebetrieb auffallen, total entgangen zu sein. Ich muss deshalb vermuten, dass keiner Ihrer \"drei geschulten Nutzer\" einfach mal ein Buch von A bis Z auf den Testgeräten gelesen hat. So zeigen etwa sämtliche Bücher, die man im Koboshop im Kepub Format kauft, auf dem H2O fehlerhafte Silbentrennungen. Und dass der Koboshop überhaupt nur ein Kobo-eigenes Format anbietet, wird auch nicht erwähnt.
Das völlige Fehlen von Silbentrennungen bei den Kindle Geräten ist Ihnen ebenfalls keine Zeile wert. Oder auch, dass beide Pocketbook Reader nicht in der Lage sind, die Seiten eines Buches komplett zu füllen, (mal fehlen 2, mal 3, mal 4 Zeilen pro Seite). Man erkennt diesen Fehler sogar auf dem Foto des Touch Lux 2 auf Seite 54 Ihres Artikels. Vergleichen Sie mal das Foto des Pocketbook mit dem des Tolino oder des Kindle.
Auch schreiben Sie, dass man das Pocketbook InkPad als Linkshänder nicht gut nutzen könnte, was nicht richtig ist. Haben Ihre drei Nutzer denn gar nicht bemerkt, dass man im Menü des InkPad die Blätterzonen einstellen kann? So kann ich auch als Linkshänder, mit einer leichten Berührung des linken Bildrandes, das Gerät zum Vorwärtsblättern animieren. Linkshänder können beim InkPad aber auch die Hardware-Blättertasten benutzen, wenn sie im Lesemenü den Bildschirm um 180 Grad drehen. Dann befinden sich diese Tasten auf der linken Seite des Readers. Dafür zeigen die Pocketbook Geräte, zumindest unter Firmware 5.2, kursive Customer-Schriften nicht korrekt an. Aber das merkt man natürlich erst, wenn man die Einstellungen alle ausprobiert und viel liest.
Scheinbar ist Ihren Nutzern und Experten genauso entgangen, dass die Reader keineswegs hintergrundbeleuchtet sind. Das wäre bei einem E-Ink Display auch schlecht möglich. Die Leuchtreader weisen hingegen eine Vordergrundgrundbeleuchtung auf, die das Licht halbwegs gleichmäßig nach unten auf die elektronische Tinte wirft.
In Sachen Wasserfestigkeit vermittelt Ihr Test den Eindruck, dass Kobo und Tolino hier auf eine Stufe zu stellen sind. Doch nur der Kobo verfügt über eine IP67-Zertifizierung. Beim Tolino, der nicht wasserdicht ist, also beim Untertauchen vollläuft, muss man einfach das Beste hoffen. Zertifiziert ist er jedenfalls nicht.
Zum Ergebnis des Kindle Voyage möchte ich anmerken, dass nach meinem Wissensstand ein guter Teil der aktuellen Auflage mit einem Fehler behaftet ist. Das Display weist Verfärbungen auf, die, mal stärker, mal schwächer, den oberen Bildschirmbereich gelblich erscheinen lassen, den unteren hingegen bläulich. Alle fünf Geräte dieses Modells, die ich bislang in Händen hatte, zeigten diesen unschönen Effekt. Auch in den Rezensionen auf Amazon.de läßt sich das in zahlreichen Kommentaren nachlesen. Die Aussagen von Amazon zu diesem Problem sind völlig unheitlich: Mal heißt es, ein zu stark eingestellter Scanner im Lager des Lieferanten sei daran Schuld gewesen, mal wird der Fehler als Vorteil angepriesen, weil ein gelblicher Rand angenehmer für die Augen sei. Offenbar hat keines Ihrer Testgeräte diese Verfärbungen gezeigt, denn sonst hätte es ja zur Abwertung geführt, nicht wahr? Mich würde nun interessieren, wieviele Geräte Sie gekauft haben, und welches Ihre Quelle gewesen ist. Haben Sie direkt bei Amazon bestellt, (falls ja, in welchem Land?), oder in einem Elektromarkt eingekauft?
Dies sind die Punkte, die mir beim Lesen Ihres Artikels spontan aufgefallen sind. Sie zeigen in meinen Augen deutlich, dass es sich hier nicht um einen professionell durchgeführten Test wirklich erfahrener Nutzer handeln kann. So etwas bin ich von Stiftung Warentest eigentlich nicht gewohnt. Deshalb würde es mich sehr interessieren, weshalb ein derart oberflächlicher Bericht, den ich eher der Computer-Bild zugetraut hätte, in Ihrem Magazin abgedruckt werden konnte?
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Neumann